piwik no script img

Vorbild Österreich

In Österreich gibt es seit 1982 Islamkunde in der Schule. Seit 1998 ein eigenes Studium für Islamkundelehrer

Anders als in Deutschland ist der islamische Religionsunterricht in Österreich seit langem ordentliches Lehrfach. Die ungefähr 300.000 Muslime in Österreich genießen juristisch die gleiche Anerkennung als Religionsgemeinschaft wie etwa die katholische Kirche – ein Erbe des Vielvölkerstaates Donaumonarchie.

Um den muslimischen Einwohnern von Bosnien und Herzegowina die religiöse Gleichstellung zu gewähren, hatte 1912 Kaiser Franz Joseph I. das Islamgesetz verabschiedet. Mit dem Untergang der Donaumonarchie schmolz die muslimische Gemeinde zu einer kleinen Gruppe zusammen. Dies änderte sich mit der Einwanderung von Gastarbeitern aus der Türkei und aus Jugoslawien. Seit 1982 wird an den öffentlichen Schulen islamischer Religionsunterricht erteilt.

Seit 1998 werden die Islamlehrer auch in Österreich ausgebildet, an der Islamischen-Religionspädagogischen Akademie in Wien. Der Islamunterricht unterliegt zwar der staatlichen Schulaufsicht. Er wird jedoch von der „Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich“ autonom erarbeitet. Anders als in Deutschland haben sich die österreichischen Muslime – Araber, Bosnier, Kurden und Türken, Schiiten und Sunniten – in einer gemeinsamen Institution zusammengeschlossen. Diese „Islamische Glaubensgemeinschaft“ fungiert als oberste Religionsbehörde. Sie ist der offizielle Ansprechpartner des Staates.

Wie die christlichen Kirchen auch erarbeitet die Gemeinschaft Lehrpläne und Schulbücher für den Unterricht und kontrolliert die Lehrerausbildung. Wie ihre christlichen und jüdischen Kollegen werden die islamischen Religionslehrer vom Staat bezahlt. Der Unterricht für die etwa 30.000 muslimischen Kinder findet in deutscher Sprache statt, jedoch werden in der Oberstufe der Koran und andere islamische Quellen arabisch zitiert und übersetzt. UT

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen