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Wie Kuba sozialistisch wurde

Als die kubanischen Revolutionäre am 1. Januar 1959 den Militärdiktator Fulgencio Batista vertrieben, hatten sie mit Sozialismus zumindest öffentlich nicht viel am Hut. Fidel Castro behauptet heute, er habe damals nur ein paar wenige marxistische Klassiker gekannt und keinerlei Beziehungen zu Moskau oder Peking gepflegt. Nicht einmal, dass es zwischen diesen beiden Ländern ernsthafte Spannungen gab, habe er gewusst. Ziel der Revolution waren „nationale Befreiung“ und „Unabhängigkeit“.

Eben deshalb gerieten die Bärtigen schnell mit Washington über Kreuz. Kuba war bis 1959 sowohl Zuckerrohrplantage als auch Bordell der USA. Egal, ob Castro eine Landreform verordnete oder die Senkung der Telefongebühren befahl – immer waren Interessen von US-Bürgern betroffen.

Was gegen US-Interessen verstößt, muss Kommunismus sein. So sah man das in Washington. Vizepräsident Richard Nixon warnte deshalb schon am 19. April 1959 nach einem Gespräch mit Castro seinen Chef Dwight Eisenhower: Dieser Kubaner sei nicht zu zähmen.

Kurz darauf begann der Geheimdienst CIA, Sabotageakte auf Kuba zu organisieren. Bis zur Invasion in der Schweinebucht wurden Dutzende Zuckerrohrplantagen niedergebrannt. Zuckerrohrfabriken wurden genauso bombardiert wie Warenhäuser.

Am 4. März 1960 flog im Hafen von Havanna der französische Frachter „La Coubre“ mit einer Lieferung belgischer Sturmgewehre in die Luft. Mehr als hundert Menschen kamen ums Leben. Kuba behauptet bis heute, der Anschlag sei von der CIA in Szene gesetzt worden. Doch Robert Reynolds, damals CIA-Chef in Miami, sagt: „Wir sind für eine ganze Menge von Sabotageakten verantwortlich. Aber mit ‚La Coubre‘ haben wir meines Wissens nichts zu tun.“

Um unnötige Spannungen zu vermeiden, kaufte Kuba seine Waffen bevorzugt in kapitalistischen Ländern und nicht im Ostblock. Doch als in London eine kleine Luftwaffe geordert wurde, intervenierte die CIA. Castro sollte gezwungen werden, sich auf Moskaus Seite zu schlagen. Dann, so der damalige CIA-Chef Allen Dulles, „können wir etwas tun“.

Zwei Tage vor der Invasion in der Schweinebucht wurden drei Militärflughäfen bombardiert. Das Ziel, die kubanische Luftwaffe auszuschalten, wurde nicht erreicht. Aber sieben Menschen kamen ums Leben, 53 wurden verletzt.

Bei der Beerdigung am Tag darauf erfand Castro – nach eigener Darstellung spontan – die bis heute gültige Parole Patria o muerte. Veneceremos! („Vaterland oder Tod. Wir werden siegen!“). Zum ersten Mal erklärte er bei dieser Rede öffentlich, dass die kubanische Revolution eine sozialistische sei. Washington hatte ihn endlich so weit.

Die USA hatten alles getan, um Castro in die Arme des real existierenden Sozialismus zu drängen. Doch der ließ sich auch gerne schieben. Sicher: In den ersten beiden Jahren der Revolution wurde von Sozialismus nicht gesprochen. Doch Rafael Francia Mestre, während der Schweinebuchtinvasion zuständig für die Verhaftung von Oppositionellen, sagt heute: „Wir haben damals nicht gesagt, was wir wirklich dachten. Wir haben befürchtet, dass das Volk uns nicht versteht.“ KEP

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