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Randale im Gericht

■ Mutmaßlicher Dreifachmörder vom eigenen Verfahren ausgeschlossen

Sven B. hat „keinen Bock mehr“ auf seinen Prozess. Um vom eigenen Verfahren ausgeschlossen zu werden, randalierte er gestern in dem Saal des Hamburger Landgerichtes, in dem seine Anklage wegen dreifachen Mordes verhandelt wird. B. hatte vorigen August seine Ex-Freundin und zwei ihrer drei Töchter in deren Wohnung in Wilhelmsburg erschossen. Er muss sich wegen Mordes, Mordversuches, Geiselnahme und Körperverletzung verantworten.

B. hatte sich zunächst geweigert, im Gericht Tonbandaufnahmen von Telefonaten zwischen ihm und seiner ermordeten Freundin anzuhören. Er war von der Anklagebank aufgesprungen, hatte einen Tisch umgeworfen und gerufen: „Ich mache Schluss, ich bekenne mich schuldig, wie es in der Anklage steht, und damit basta.“ Auch als später ein Psychiater über den Lebenslauf des Angeklagten Auskunft gab, wollte B. nicht zugegen sein. Obwohl er mit Handschellen gefesselt war, kündigte er an, weiterhin zu randalieren. Daraufhin wurde er für den gestrigen Verhandlungstag vom Verfahren ausgeschlossen.

Mit dem Psychiater hatte B. in der Untersuchungshaft gesprochen. Er habe nur Sportarten betrieben, in denen „Mann gegen Mann“ antreten müsse, erzählte er. Außerdem sprach er immer davon, Frauen „zu haben“ oder „zu kriegen“. Seine Ex-Freundin, die er tötete, hatte Telefonate aufgezeichnet, weil B. sie schon seit Wochen bedroht haben soll. ee

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