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Es gibt kein ruh'ges Bauernland

Mit Treckern auf den Rathausmarkt: Demonstration von Obstbauern aus dem Alten Land gegen Airbus-Wahn und Autobahn  ■ Von Sven-Michael Veit

Wenn das Landvolk erstmal in Wallung gekommen ist, beruhigt es sich nicht so schnell wieder: „Wenn wir stur sind, denn sind wir stur“. Der das sagte, war einer von etwa 800 Menschen aus dem Alten Land, die gestern Vormittag auf dem Rathausmarkt gegen den „Würgegriff der Herren“ protes-tierten. In einem sechs Kilometer langen Konvoi waren über 200 Trecker und zahlreiche Autos in die City getuckert, um gegen die Zerstörung des Süderelberaums zu demonstrieren.

Der verlängerten Landebahn im Airbus-Werk Finkenwerder werde das Obstbauerndorf Neuenfelde zum Opfer fallen, befürchten sie; die geplante Umgehungsstraße, die Autobahn A20 zwischen Stade und Hamburg und die Elbquerung der Ostseeautobahn A26 – „das soll alles quer durch unsere Obstgärten“. Hinzu kommt die bereits begonnene Zuschüttung der Elbbucht Mühlenberger Loch für die Airbus-Werkserweiterung, die auch von Umweltschutzverbänden heftig attackiert wird. „Diese Natur- und Kulturlandschaft darf nicht in ein Industrierevier verwandelt werden“, findet NABU-Geschäftsführer Stephan Zirpel. Sein Pendant vom BUND Manfred Braasch, hält die Pläne des Senats für „ökologisch unverantwortlich“. Beide Verbände klagen vor dem Bundesverfassungsgericht auf Baustopp.

Aus der Politik gibt es Unterstützung einzig vom Regenbogen. Der will am Mittwoch in der Bürgerschaft vom Senat verlangen, „alle Fakten und Planungen offen zu legen“. SPD, GAL und CDU sahen sich gestern nicht bemüßigt, sich zu äußern. Auch nicht zu dem Vorwurf, Senat und Airbus würden „mit Rattenfängerparolen“ über angeblich 4000 neue Arbeitsplätze „unzulässigen öffentlichen Druck“ ausüben.

Die Altländer verteilten derweil vor dem Rathaus Äpfel aus eigenem Anbau – „Damit Sie mal wissen, wie ein richtiger Apfel schmeckt“ – und sarkastiche Einladungen zum Tag des offenen Hofes im September: „Besuchen Sie uns, solange es uns noch gibt.“

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