: Musik ist grenzenlos
■ Universal zieht nach Berlin und nimmt 500 MitarbeiterInnen mit
„Musik ist überall – an fast jedem Ort“, schreibt Universal-Präsident Tim Renner in der Broschüre des Unternehmens. An fast jeden Ort würde der größte deutsche Musikkonzern, der noch am Glockengießerwall sitzt, zwar nicht ziehen, aber in „die kommende deutsche Musikhauptstadt“ (Renner) schon. Und die heißt für Universal nicht mehr Hamburg, sondern Berlin. Gestern gab das Unternehmen bekannt, was viele schon ahnten: Es bricht seine Zelte in Hamburg zum 1. Juli 2002 ab. Damit zeichnet sich ab: Hamburg als bisheriger wirtschaftlicher Mittelpunkt der Musikbranche verliert erheblich an Bedeutung.
Der französisch-kanadische Mutterkonzern Vivendi hat den Umzug zwar offiziell entschieden, doch auch die deutsche Universal-Spitze hat Berlin schon seit längerem favorisiert. Berlin werde das kreative Zentrum Deutschlands und spiele demnächst in einer Liga mit London und Paris, sagt Renner, der Hamburg offenbar keine große Zukunft mehr einräumt. „Berlin ist musikalisches Epizentrum – als kreative Firma müssen wir einfach da sein, wo die Musik spielt.“ Dann noch der Todesstoß für Hamburg: „Hamburg hatte viele Jahre den Status als Medienzentrum.“ Hatte.
Und alle 500 MitarbeiterInnen sollen mit nach Berlin, das wurde ihnen gestern auf der Betriebsversammlung mitgeteilt, auch wenn viele gar nicht umziehen wollen. Den Plänen von Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD), wenigstens einen Teil der Beschäftigten zu halten, erteilte der Konzern eine Absage. Mirow hatte versucht, Universal bei der Suche nach einer Immobilie für einen neuen Firmensitz in Hamburg zu helfen, aber auch das nutzte nichts. So blieb dem Senator gestern nur, sein „Bedauern“ auszudrücken und Berlin die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die Hauptstadt habe mit öffentlichen Subventionen in zweifelhafter Weise geworben.
Die Universal-Pleite nehmen die anderen Parteien als willkommene Vorlage auf. Während CDU-Medienpolitiker Jürgen Klimke schon fragt: „Wer macht in Hamburg als letzter das Licht aus?“, legt FDP-Chef Rudolf Lange nach: „Selbst Mirows Lieblingskinder aus der Medienbranche gehen. Die Zeichen für Hamburg als Medienstandort stehen auf Sturm.“
Peter Ahrens
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