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Bewegung in Finkenwerder

■ Zweifel bei Flughafenausbau in Fuhlsbüttel betreffen auch Airbus-Erweiterung. Baustopp vor Verfassungsgericht beantragt

Das Hamburger Oberverwaltungsgericht hat gestern das Verfahren gegen den Flughafenausbau Fuhlsbüttel unterbrochen (taz berichtete). Dieser sei möglicherweise auf der Basis falscher Lärmgutachten beschlossen worden. Sollten sich die Zweifel bestätigen, könnte das Auswirkungen auf die Erweiterung der Airbus-Fabrik ins Mühlenberger Loch hinein haben. Um dieses zu retten, haben zwei Kläger gestern erneut einen vorläufigen Baustopp beantragt. Die Ortsumgehung Finkenwerder, die nicht zuletzt die Folgen der Airbus-Erweiterung bewältigen soll, stieß unterdessen auf Kritik bei Obstbauern und Umweltschützern.

Mehr als 200 KlägerInnen aus Hamburg und seinen Nachbargemeinden hatten gegen den Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau des Flughafens geklagt. Er sieht den Bau von 23 neuen Abfertigungspositionen vor, was einer Steigerung der Kapazität um rund 50 Prozent gleichkommt. Die AnwohnerInnen befürchten deshalb, nachts noch schlechter schlafen zu können als heute schon.

Wie die Kläger mitteilten, ergab eine Anhörung am Dienstag, „dass wesentliche Veröffentlichungen zur Lärmwirkungsforschung gravierende methodische Fehler aufweisen“. Zudem gehe eine neue Studie des Umweltbundesamtes zur Wirkung von Fluglärm von niedrigeren Grenzwerten aus als der Planfeststellungsbeschluss. Die Gutachter sollen die strittigen Fragen bis zum nächsten Prozess-Termin am 10. Juli klären.

Ihre Antworten dürften sich auf die Klagen gegen die Airbus-Erweiterung in Finkenwerder auswirken. Auch auf der dortigen Piste würden in Zukunft mehr Flugzeuge starten und landen. „Wegen der niedrigen Überflughöhe und den besonders hohen Maximalpegeln des A380 könnte der Flugverkehr dort noch stärker in Bedrängnis kommen als beim Flughafen Fuhlsbüttel“, schrieben die Anwälte.

Zwei Kläger gegen die Werkserweiterung beantragten gestern beim Bundesverfassungsgericht einen einstweiligen Baustopp. Im Februar hatte das Oberverwaltungsgericht einen Baustopp des Verwaltungsgerichts aufgehoben.

Der BUND monierte, die jetzt gewählte Variante der Ortsumgehung Finkenwerder beeinträchtige wertvolle Naturräume. Die „Airbus-Trasse“ soll der Alten Süderelbe folgen statt den Deichen in Francop und Neuenfelde. Gabi Quast vom Schutzbündnis für Hamburgs Elbregion warnte vor einem negativen Kleinklima für den Obstbau durch die geplante Lärmschutzwand längs der Strecke. Der BUND hätte eine Trasse quer durch die Insel Finkenwerder vorgezogen.

Gernot Knödler

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