: Kein Programm für glitschende Phalli
■ Am Wochende zum 1. Juli soll in Travemünde die Powerboat-WM Station machen. Die DEAG beteiligt sich nicht an der Show
Das für Ende Juni geplante Powerboat-Rennen in Lübeck-Travemünde steht zum Glück unter keinem allzu guten Stern. Nach politischen Querelen um den umstrittenen Wettbewerb der tollkühnen Männer in ihren schwimmenden Penissen muss der Veranstalter, die Class 1 Eventmarketing GmbH, nun auf einen potenten Mitnaturschänder verzichten. Der Konzertveranstalter Deutsche Entertainment AG (DEAG) werde sich nicht an der Veranstaltung beteiligen, sagte der Projektleiter der DEAG-Tochter Coco-Tours, Peter Prochnow.
Die Mainstream-Unterhalter sagen aber nicht aus politischen Gründen ab. Vielmehr haben sie grundsätzlich Interesse gehabt, können jedoch aus Termingründen in diesem Jahr keine neuen Projekte übernehmen. Die DEAG, die unter anderem Tourneen von Rockgrößen wie Peter Maffay, Sting oder der Gruppe AC/DC veranstaltet, hätte in Travemünde für ein attraktives Rahmenprogramm (siehe auch die genannten Musiker) sorgen sollen.
Die Benzinprotzshow soll vom 29. Juni bis zum 1. Juli in Travemünde stattfinden. Die Veranstalter rechnen mit rund 150.000 Zuschauern, so vielen wie bei der ersten Auflage der Raserei auf dem Wasser 1999. Zur zweiten Veranstaltung im vergangenen Jahr in Kiel waren schon weit weniger Zuschauer gekommen. Umweltschützer lehnen die Rennen nicht nur wegen des Krachs ab, sondern auch, weil sie Schäden für die Unterwasserflora und -fauna fürchten. Sie kritisieren die Hansestadt, weil sie Flächen für das Landprogramm an die Veranstalter vermietet haben. Totgefahren, soviel sei fairerweise gesagt, hat sich in Travemünde und Kiel aber noch keiner der Fahrer.
Die Absage des Berliner Kulturkonzerns werde keinen Einfluss auf die Travemünder Veranstaltung haben, sagte der Pressesprecher der Class 1 Eventmarketing, Andreas Henschel: „Wir werden jetzt selbst für das Rahmenprogramm sorgen.“ Es sei bereits ein Vertrag mit einer „international bekannten Band“ geschlossen worden. Es schwant einem Schreckliches. taz
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