: Rollstuhl auf der Strecke
■ PVG-Bus lässt Körperbehinderten stehen. Elektrische Rampe defekt
Der hektische Alltag einer Großstadt macht es Behinderten zuweilen schwer, sich zu behaupten. Ein Beispiel dafür hat taz hamburg-Leser Sören Harms am Bahnhof Altona erlebt, wo ein Busfahrer der PVG einen Mann mit seinem elektrischen Rollstuhl kommentarlos stehen ließ.
Wie die PVG bestätigte, wollte der Mann in einen Bus der Linie 115 einsteigen. Er bat den Fahrer daher, die Rampe auszufahren. Harms fassungslos: „Der Fahrer lässt alle einsteigen, schließt die Tür und versucht dreimal, die Rampe auszufahren. Vergeblich. Dann fährt er ab. Sagt nicht Bescheid, entschuldigt sich nicht. Fährt einfach ab.“
Der Mann im Rollstuhl blieb zornig brüllend zurück. Ein empörter Fahrgast beschwerte sich beim Busfahrer und verlangte dessen Namen. Stattdessen drückte ihm der Chauffeur einen Zettel mit seiner Nummer und der Hotline der PVG in die Hand. Ganz unten stand noch „Gute Fahrt mit der PVG“ – in den Augen Harms ein schlechter Scherz.
Dieses Verfahren sei durchaus üblich, heißt es dagegen bei der PVG. Der Fahrer müsse sich weder rechtfertigen, noch seinen Namen nennen. Nicht ganz richtig verhalten habe sich er sich allenfalls, weil er mit dem Mann im Rollstuhl hätte reden können, sagt der zuständige PVG-Mitarbeiter.
Denn: Der Chauffeur habe sich redlich bemüht. Die elektrischen Rampen seien jedoch des öfteren defekt, was dem Mann im Rollstuhl bekannt sei, da er den Bus regelmäßig benutze. Der Busfahrer habe also davon ausgehen können, dass ein Kommentar unnötig sei, zumal der 115er im Zehn-Minuten-Takt verkehre und der Bus bereits sechs Minuten Verspätung hatte.
Der Vorschlag von Fahrgästen, den korpulenten Mann in seinem schweren Elektro-Rollstuhl in den Bus zu hieven, war aus Sicht der PVG undurchführbar: zum einen wegen des Haftungsrisikos und zum anderen, weil der Mann den Bus auch wieder hätte verlassen müssen und nicht sicher gewesen wäre, dass sich auch dann genügend Helfer gefunden hätten.
Dem Problem der elektrischen Rampen will die PVG jetzt tendenziell mit einer schlichten, aber wirkungsvollen Methode begegnen: Die Fahrer sollen Handrampen verwenden. Gernot Knödler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen