kopenhagen-syndrom
: Königin singt mit

Es ist wieder soweit: Am Samstag singt Europa um die Wette. Wir machen mit: Täglich eine Spalte Vorfreude.

„Hyggelig“ sagen die Dänen, wenn sie etwas gemütlich finden. Als voriges Jahr die Olsen Brothers in Stockholm den Grand Prix Eurovision gewannen, war den Damen und Herren von DR (Danmarks Radio) allerdings alles andere als hyggelig zumute: Legende die Berichte der irischen TV-Gesellschaft RTE, die vom nahen Bankrott kündeten, weil sie den Eurovision Song Contests drei Mal hintereinander hatten ausrichten müssen.

Kopenhagen griff zur Radikallösung: Der Event sollte nicht mehr in einem kuscheligen Saal, sondern in einem Fussballstadion ausgetragen werden – sonst ließen sich die Kosten (geschätzt rund 20 Millionen Mark) nie wieder einspielen. Ohne viel Werbung war das Gros der 114.000 Tickets – das billigste für die Hauptveranstaltung am Sonnabend kostet umgerechnet 110 Mark – für den Contest und die zwei Generalproben verkauft: Die dänischen Organisatoren sind also erst mal wieder beruhigt, zumal sie gleich fünf Hauptsponsoren verpflichten konnten.

Michelle ist derweil in Dänemarks Hauptstadt angekommen, morgen sind die ersten Probe: Toncheck, Mikrofontraining, um am großen Tag vom Sound her nicht blechern zu klingen. Plus erste Schritte auf der größten Bühne, auf der sie je stand. Ihr Lied „Wer Liebe lebt“ kann sie inzwischen auch auf Englisch – offen ist, ob sie es auch am Sonnabend in der nicht-deutschen Version singen wird. Eurovisionsfans zumindest attestieren ihr vorzügliches Sprachgefühl für, auch klingt sie jetzt ausgesprochen freundlich-engagiert und nicht mehr so spitz.

Schönes Wetter also in Kopenhagen. Der Wind ist zwar noch frisch, die Kopenhagener Tourismusverantwortlichen fiebern trotzdem: Schließlich soll der Grand Prix die siechende dänische Tourismusindustrie ankurbeln. Mit schönen Bildern, die verdecken, dass Dänemark ein teures Pflaster ist, für viele Familien ein allzu teures.

Letzte Meldung von der Pressestelle: Königin Margrethe, keine Freundin euroskeptischer Ressentiments in ihrem Land, hat für Sonnabend ihr Kommen zugesagt. JAN FEDDERSEN