Poetry on the Road (5): Clara Janés

Mitunter fungiert die Lyrik auch als Gedächtnis, das weit über das Aufeinandertürmen von immer mehr Sprache hinausgeht. Die 1940 in Barcelona geborene Clara Janés wendet sich bevorzugt Themen zu, die manchmal bereits aus dem Blick geraten sind. Eine grande dame der spanischen Liebesdichtung, die in ihren bisher 16 Gedichtbänden Mystik und Moderne, Zweifel und Begehren sich aneinander reiben lässt. ts

Linien

Einmal mehr die flüchtige Landschaft,der See, die Täler,die Bäume, die vorbeiziehen wie Flüsse.Eine Wolke kommtund trübt den Bilck,dann enthüllt sieein Meer, ein Feuer.

Wenn du schläfstsammelt sich das Segel deiner Zeit,das Buch radiert sichdurch den Zauber des Schattens aus,in deine Träume dringt die Schrift.Vor meinen Augen:das Verschwinden deines Tages,mein Verweilen in meinem Tag und meiner Nacht.

Die Schönheit verläuft sich in ihrer Kreisbahn.Auf der Insel, die sich entfernt,spannst du den Bogen.Der Pfeil folgt seiner Linie.Ich, meiner.

Übersetzung: Juana und Tobias Burghardt. Clara Janés ist zur „Poetry on the Road“ am nächsten Wochenende in Bremen.