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Gegen „viel Cash“

Bodenpersonal protestiert gegen die streikenden Lufthansa-Piloten. Kapitäne reduzieren Geldforderung

FRANKFURT rtr/dpa ■ Als gestern die Lufthansa-Piloten zum dritten Mal für ihre Lohnerhöhung streikten, wurde die Atmosphäre griffiger. Protestierende Bodenbeschäftigte der Lufthansa und streikende Flugkapitäne trafen am Frankfurter Flughafen aufeinander. Die Cockpitbesatzungen trugen Schilder mit der Aufschrift „Wir streiken“ – die Angestellten übersetzten auf ihren Schildern das Kürzel der Vereinigung Cockpit, VC, mit „Viel Cash“.

An der Demonstration des Bodenpersonals nahmen mehrere hundert Mitarbeiter aus Service, Verwaltung und Technik teil. „Wir streiken nicht, wir opfern nur unsere Pause“, erklärte ein Beteiligter. Ihr Protest richte sich nicht gegen die Lufthansa, sondern gegen die Piloten: „Die gefährden unsere Arbeitsplätze.“ Währenddessen hat die stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Ver.di, Margret Mönig-Raane, das Vorgehen der Pilotenvereinigung Cockpit als „sozialdarwinistisch“ kritisiert. Die Lufthansa-Piloten setzten ihre Interessen ohne Rücksicht auf das Unternehmen und dessen Beschäftigte durch.

Der Streik hat gestern nach Einschätzung der Lufthansa geringere Auswirkungen gehabt als vor einer Woche. Bis 10 Uhr seien zwar etwa 470 Flüge gestrichen worden, sagte ein Unternehmenssprecher in Frankfurt am Main. Allerdings rechnete das Unternehmen damit, bis zum Abend 180 Flüge durchführen zu können und damit drei Mal so viele wie beim ersten 24-stündigen Streik am vergangenen Donnerstag. Der Sprecher führte die größere Zahl an Flügen darauf zurück, dass sich mehr Teams zum Dienst gemeldet hätten. Ob es sich dabei um Streikbrecher handelte, ließ er offen. Laut Angaben von Rüdiger Fach von der Pilotengewerkschaft Cockpit handelte es sich bei den arbeitenden Kollegen um Nichtmitglieder.

Von den Ausfällen seien zunächst 40.000 Kunden betroffen gewesen, sagte der Sprecher. Am Donnerstag vergangenen Woche waren rund 900 von 1.100 Lufthansa-Flügen ausgefallen.

Mit dem erneuten Streik wollten die Piloten ihren Forderungen nach mehr Geld Nachdruck verleihen. Am Mittwoch waren die Tarifverhandlungen für die 4.200 Cockpit-Beschäftigten der Lufthansa ergebnislos abgebrochen worden. Die Pilotenvereinigung lehnte ein Angebot der Lufthansa-Unternehmensführung ab, das eine Anhebung des Tarifangebots von 10,6 auf 13,6 Prozent auf vier Jahre verteilt vorsah. Die Gewerkschaft fordert allein in diesem Jahr 24 Prozent. Ursprünglich hatten die Piloten 35 Prozent mehr Gehalt gefordert.

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