: Platzhirsche blockieren Strom
Neue Stromlieferanten beschweren sich über Behinderungen durch die alten Monopolisten. Sie fordern faire Regeln, die Wirtschaftsminister Müller ablehnt
BERLIN taz ■ Sie klagen über Schikanen und überzogene Preise. Drei neue Stromlieferanten – Yello, best energy und die Ökofirma Lichtblick – setzen sich deshalb dafür ein, die Verhältnisse auf dem Strommarkt umzuorganisieren. Heute sei „ein fairer Wettbewerb nicht möglich“, erklärte Yello-Chef Michael Zerr gestern in Berlin. Als „Initiative pro Wettbewerb“ fordern die Firmen eine neue Verordnung für den gleichberechtigten Zugang zum Stromnetz und eine Behörde, die eben dies kontrollieren soll.
Die Welt des Strommarktes teilt sich in zwei Gruppen. Auf der einen Seite stehen die alten Monopolkonzerne wie Eon (ehemals Veba und Viag), aber auch viele Stadtwerke. Diese kontrollieren die Überlandleitungen und Stromkabel in den Städten, durch die auch die zweite Gruppe – die neuen Lieferanten – seit Beginn der Energieliberalisierung vor gut zwei Jahren ihren Strom zu den KundInnen schicken will. Letzteres funktioniert freilich nur höchst selten.
Dass die Newcomer bis heute erst eine Million KundInnen haben (von 40 Millionen Haushalten insgesamt), führen sie unter anderem auf die Diskriminierung durch die alten Platzhirsche zurück. Da warnen Stadtwerke ihre wechselwilligen KundInnen, bloß nicht zur Konkurrenz zu gehen, weil dann möglicherweise der Strom abgeschaltet würde. Ein besonderes Problem allerdings stellen die oft exorbitanten Preise dar, die Monopolisten verlangen, wenn die neuen Unternehmen Strom durch deren Leitungen liefern wollen. Die so genannte „Verbändevereinbarung“ regelt zwar ansatzweise die Preise, doch der Spielraum ist so groß, dass die neuen Unternehmen zwischen 11 und 20 Pfennige pro Kilowattstunde als Durchleitungsgebühr bezahlen müssen. Diese Gebühr für die bloße Benutzung der Kabel fällt mitunter höher aus als der Preis, den die betreffende Altfirma ihren eigenen Kunden als Endpreis berechnet – inklusive der Herstellung des Stroms. Das macht die Lieferung der neuen Firmen so teuer, dass sie schlecht konkurrieren können.
Die geforderte Regulierungsbehörde soll also durchsetzen, dass die Durchleitungspreise sinken – am besten auf ein Niveau wie in Großbritannien, wo umgerechnet nur sieben oder acht Pfennige erhoben werden.
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Michaele Hustedt teilt diese Ansicht. Auch die Fachpolitiker der SPD stehen dem Anliegen offen gegenüber. Nicht so Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos): Er lehnt sowohl die Verordnung als auch die Regulierungsbehörde ab, da seiner Meinung nach die bisherigen Regelungen ausreichend funktionieren. HANNES KOCH
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