Basketball – diesmal meisterlich

■ Frauen des Hamburger Rollstuhlclubs wollen ihren Titel am Wochenende verteidigen

Die erfolgreichsten BasketballerInnen Hamburgs heißen nicht Duane Woodward, Cecil Egwuatu oder Marc Suhr. Sie heißen Heidi Kirste, Verena Klein oder Heike Wesemüller. Sie spielen nicht vor mehr als 1000 meist anschließend frustrierten Fans wie die Tigers, sondern vor höchtens einigen hundert ZuschauerInnen. Das sind aber die kleineren Unterschiede. Es gibt einen größeren. Heidi Kirste, Verena Klein und Heike Wesemüller sitzen im Rollstuhl. Die Frauen des Rollstuhlclub RSC Hamburg halten sich mit solchen Themen wie Abstieg, die die Basketball-Männer von BCJ beschäftigen, gar nicht erst auf. Am Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften in der Sporthalle Wandsbek wollen sie Meisterinnen werden. Wie in den vergangenen drei Jahren.

Die Konkurrenz ist größer geworden, geschenkt wird der Titel den Hamburgerinnen nicht. Heidi Kirste, langjährige Nationalspielerin und Kapitänin beim RSC, zählt auf: Heidelberg, Donauwörth, Nusse – all diese Teams können den Titel erringen. Sieben Vereine sind bei den Meisterschaften dabei.

Bei den Paralympics in Sydney im Vorjahr war Rollstuhl-Basketball der „Straßenfeger“, wie Kirste als eine, die selbst teilgenommen hat, weiß. Auch in Deutschland sei sie danach „ganz oft drauf angesprochen worden“ – doch das öffentliche Interesse war ein paar Wochen später wieder erloschen. Ein Problem, das die Rollstuhl-Basketballerinnen seit eh und je kennen. Ein Sport, der meist unter Ausschluss der Medien-Öffentlichkeit betrieben wird. Zu den Titelkämpfen hofft Kirste auf 400 BesucherInnen. Das wäre schon viel.

Die Frauen haben es ohnehin schwerer als ihre Männer-Kollegen, Teams zu bilden. Während der Saison spielt man mit den Männern zusammen, lediglich für die Meis-terschaften werden eigene Frauen-Formationen gebildet. Dazu kommt, dass andere Sportarten bei RollstuhlfahrerInnen an Attraktivität gewinnen. Tennis zum Beispiel nimmt dem Basketball Aktive weg.

So haben fast alle Teams mit Nachwuchsschwierigkeiten zu tun – die man zu hoffen behebt, in dem das Rollstuhlbasketball seit längerem auch für Nicht-Behinderte geöffnet wurde. Das sind die, die von Kirste nur „die Fußgängerinnen“ genannt werden. In allen Teams sitzen mittlerweile Nicht-Behinderte und Behinderte im Rollstuhl, für Kirste hat das „das Spiel interessanter gemacht“. Klar ist: Wer keine Behinderung hat, hat Vorteile beim Strecken, beim Dehnen, bei den normalen Bewegungsabläufen. Daher wird über ein Punktsystem gewährleistet, dass ein Coach nicht ausschließlich Nicht-Behinderte aufs Feld schickt. Nach Grad der Behinderung gibt es einen Punktwert – je stärker die Behinderung, desto geringer ist der. Ein Team darf einen bestimmten Maximalpunktwert nie überschreiten. Das heißt: Wenn die TrainerIn auswechselt, muss sie stets dafür sorgen, dass der Punktwert nicht überschritten wird. Das klingt nicht nur nach höherer Mathematik, das ist auch so, sagt Kirste: „Demnächst müssen die Trainer wohl mit dem Taschenrechner auf den Platz.“

Peter Ahrens

Die Titelkämpfe beginnen am Sonnabend vormittag. Das Finale ist für Sonntag, 15.30 Uhr, angesetzt.