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„Raus aus der Bettelei“

■ kmb und Handelskammer wollen die Kulturszene lehren, wie sie mehr Geld von Spon-soren auftreiben kann. Die Veranstaltungsreihe stößt bislang auf großes Interesse

Das Bremer Theater macht es schon: Wenn Kraft Futter (kraft foods) Sponsor einer Inszenierung ist, hängt ein Riesenplakat für die Krönung light an Bremens größtem Musentempel. Demnächst könnte das auch im Bürgerhaus Weserterrassen oder an der Fassade des Wilhelm-Wagenfeld-Hauses der Fall sein. Denn eine bunt gemischte Schar von Bremer Kulturschaffenden hat sich jetzt in Sachen Sponsoring schulen lassen. Unter dem inoffiziellen Motto „Konzepte statt Bettelbriefe“ hatten die Controlling- und Beratungs-Gesellschaft kmb und die Handelskammer zu einem Workshop und Auftakt einer Veranstaltungsreihe eingeladen. Im Gegensatz zu anderen kmb-Veranstaltungen wurde der Workshop keineswegs boykottiert. Museen, Theater, Bürgerhäuser und andere Einrichtungen schickten rund drei Dutzend VertreterInnen, um Hans-Willy Brockes Worten zu lauschen.

Brockes gilt in Sachen Sponsoring als einer der führenden Experten im deutschsprachigen Raum. Schon vor Jahren hat es den Thirty-Something von Deutschland ins schweizerische Sankt Gallen verschlagen, wo er 1995 die „Europäische Sponsoring Börse“ gegründet hat. Im echten Leben ist der studierte Betriebswirt als Berater unterwegs. Im Internet betreibt er unter www.esb-online.com eine virtuelle Börse, in der rund 5.500 SponsorInnen und VeranstalterInnen für einen Newsletter akkreditiert sind und ihre Projekte inserieren.

„Sponsoring ist wie ein Warenhaus, doch oft werden nur die Schaufenster angesehen“, sagt Brockes. In diesem „Schaufenster“ liegt das klassische Sponsoring: Firmenlogo auf Veröffentlichungen gegen Geld. Doch hinter den Auslagen sind noch viele weitere Kombinationen von KulturveranstalterIn und Firma verborgen: das Anbieten von Gästekarten oder die Gestaltung eines Abends durch ein Theater als Alternative zum herkömmlichen Betriebsfest. Kurz: alles, was dem Sponsor oder deren KundInnen ein Erlebnis bietet, auch wenn es dabei nur um die so genannte interne Kommunikation geht. Schließlich verkaufen auch die Vips durch das Mieten einer Loge im Weserstadion nicht ein Auto oder eine Wurst mehr.

Brockes empfiehlt in seinen Workshops, dass sich die Kulturveranstalter ein klares Konzept ausdenken und dann aktive Kundenakquise auf der Basis von Leistung und Gegenleistung betreiben sollen. „Raus aus der Bettelei“, heißt die Devise. Die von Kulturleuten häufig beklagte Abwanderung vieler Sponsoren in den Sport sieht Brockes nicht oder hält er für ein Missverständnis: „Opel und Bayern München ist kein Sponsoring, sondern einfach Werbung.“

Die Einladung an Brockes durch die kmb und die Handelskammer ist der Auftakt einer Veranstaltungs-reihe. Am kommenden Dienstag, 29. Mai, wollen die VeranstalterInnen Kultur- und Wirtschaft zusammenbringen. Unter dem Titel „Sponsoring: Professionelles Geschäft zwischen Kaufmann und Kultur“ laden sie zu einem ganztägigen Seminar in den Schütting am Markt. ReferentInnen sind Manuela Rousseau, Leiterin der PR-Programme von Beiersdorf und Professorin für Kulturmanagement in Hamburg, sowie Gereon Röckrath, der Geschäftsführer der Sponsorengesellschaft des Schleswig-Holstein-Musikfestivals. ck

Weitere Infos und Anmeldung unter Tel.: 0421/160 89 21.

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