: ETA-Anschlag gegen Zeitung
Verlagsgeschäftsführer in San Sebastián ermordet. Journalisten im Fadenkreuz
MADRID taz ■ Hat sich ETA ein Ziel ausgesucht, dann gibt es kein Entrinnen. Jahrelang warteten die bewaffneten baskischen Separatisten auf einen geeigneten Moment, um gegen die Tageszeitung der Baskenmetropole San Sebastián, El Diario Vasco, vorzugehen. Gestern Früh um 8.30 Uhr war es so weit. Ein Kommando tötete den Geschäftsführer des konservativen Blattes, Santiago Oleaga Elejabarrieta, auf dem Parkplatz des Krankenhauses Matía mit drei Genickschüssen. Er ist das 31. Todesopfer, seit ETA Ende 1999 nach 16 Monaten einen einseitigen Waffenstillstand aufkündigte. Das Fluchtauto explodierte eine Stunde später im Stadtteil Intxaurrondo neben der größten Guardia-Civil-Kaserne im Baskenland. Menschen kamen dabei nicht zu Schaden. Bereits am Mittwoch hatte ETA versucht, einen Wachbeamten der Universität in Bilbao zu töten. Die Bombe zündete jedoch nicht.
Der 54-jährige Oleaga ist das erste Todesopfer der ETA seit den baskischen Autonomiewahlen am 13. Mai. Er arbeitete seit 25 Jahren bei Diario Vasco und war einer der wenigen aus der Verlagsspitze, der sich ohne Leibwächter bewegte. Dokumente, die der Polizei in die Hände fielen, beweisen, dass ETA Informationen über Oleagas Lebensgewohnheiten gesammelt hatte. Außerdem flog Anfang des Jahres ein Plan der ETA auf, das Verlagsgebäude zu sprengen. Ein Kommando hatte studiert, wann Lkws Material brachten und die Zeitungen auslieferten. In den letzten Jahren war das Gebäude der Zeitung mehrmals Opfer von Brandanschlägen.
„Die Medien sind bei der Lösung des Konflikts nicht neutral“, hatte der Sprecher der ETA-nahen Wahlkoalition Euskal Herritarrok, Arnaldo Otegi, im vergangenen Jahr erklärt. Zwei Monate später erschoss ein ETA-Kommando José Luis Lopez de Lacalle, einen Kolumnisten der Madrider Tageszeitung El Mundo. Eine Redakteurin der größten spanischen Zeitung El País und ihr Mann, Reporter beim Fernsehsender Antena 3, überlebten einen Bombenanschlag. Ein Sprengsatz, der für einen Kolumnisten der Zeitung ABC gedacht war, explodierte nicht. Erst vor einer Woche verletzte eine Briefbombe den Baskenland-Korrespondenten der Zeitschrift Cambio 16.
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