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Beschluss mit Folgen

■ Stade will Mütter entschädigen, deren Kinder von Nazis umgebracht wurden

„Landkreis Stade will Zwangsarbeiterinnen individuell entschädigen“ war vor kurzem in der polnischen Zeitung „Trybuna“ zu lesen. Bisher meldete sich eine ehemalige Zwangsarbeiterin.

Am 14. März hatte der Kreiskulturausschuss des Landkreises beschlossen, dass Zwangsarbeiterinnen, deren Kinder von den Nazis in den kreiseigenen „fremdvölkischen Kinderheimen“ getötet wurden, entschädigt werden sollten. Damit aber den Worten auch Taten folgen können, hatte die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschisten (VVN/BdA) Stade, verschiedene polnische und ukrainische Medien gebeten, über den Beschluss zu berichten. „Wir befürchteten, dass die ehemaligen Zwangsarbeiterinnen sich nicht melden würden, da ihnen die Entscheidung nicht bekannt ist“, erklärt Michael Quelle von der VVN/BdA, der zudem den Verdacht hegt, dass der Landkreis sogar hofft, dass niemand einen Antrag stellt. Denn dann muss auch nichts gezahlt werden.

Während des Nationalsozialismus unterhielt der Landkreis Stade Kinderheime in Balje, Borsten, Klein-Fredenbeck und Drochtersen-Niendorf. Allein zwischen 1943 und 1945 starben dort 60 Kinder von Zwangarbeiterinnen. „Vor allem Vernachlässigung und mangelnde Versorgung führte zum Tod der Kinder“, sagt Jürgen Bohmbach, Leiter des Stader Stadtarchivs und Ansprechpartner für die Opfer.

Überall im Deutschen Reich gab es solche Kinder- und Entbindungsgheime, in denen schätzungsweise an die 100.000 Kinder getötet wurden. Andreas Speit

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