Hochschulpolitik: Club der alten Männer
■ Bei gleicher Qualifikation stellt die Hochschule bevorzugt Männer ein
Drücken wir der Hochschule Bremen die Daumen. Am Dienstag hat sie die einmalige Chance, ihr feines Gleichstellungsprogramm aus dem letzten Jahr mal so richtig nach vorne los gehen zu lassen. In der Broschüre zum Programm finden sich klare Worte vom Rektor Ronald Mönch: „An der Hochschule Bremen sind Frauen in der Professorenschaft nach wie vor deutlich unterrepräsentiert.“ Nur auf acht Prozent aller Lehrstühle sitzen Frauen. Deshalb hat sich die Hochschule letztes Jahr selbstverpflichtet, „Frauen solange aktiv zu fördern, bis ihre bestehende Unterrepräsentanz abgebaut ist“. Bis 2004 soll sich der Frauenanteil auf 16 Prozent verdoppeln. Nur wie?
Dienstag könnte der hehre Anspruch in die Tat umgesetzt werden. Der Fachbereich Wirtschaft (31 Professoren, 5 Professorinnen) muss über die Besetzung einer Professur im Internationalen Frauenstudiengang Informatik entscheiden. Die mit der Vorauswahl beauftragte Berufungskommission konnte sich nicht einigen. Auf Wunsch einzelner Professoren soll lieber ein Mann die Studentinnen in Softwaretechnik unterrichten: ihr Kollege Axel Viereck (die taz berichtete). Die restlichen fünf Kommissionsmitglieder und die Frauenbeauftragte haben andere Vorstellungen und reichen einen eigenen Berufungsvorschlag ein. Ihre „Nummer 1“ kommt von außerhalb, ist zweifach für innovative Lehre ausgezeichnet worden und: Sie ist eine Frau.
„Bei der Bewertung der Qualifikationen ist mit zweierlei Augenmaß gemessen worden“, kritisiert die Frauenbeauftragte der Hochschule, Renate Meyer-Braun. In einer schriftlichen Erklärung hat sie noch einmal ausführlich dargestellt, warum die Informatikerin nicht nur genauso geeignet ist wie der hausinterne Bewerber Viereck, sondern die bessere Wahl für den monoedukativen Studiengang.
Nun muss der Fachbereichsrat über die Berufungsvorschläge entscheiden. Es bleibt spannend, ob sich das Gremium der Worte ihres Rektors Mönch erinnern wird: „Die Verabschiedung des Frauengleichstellungsprogramms ist der Beginn eines hoffnungsvollen Prozesses, der nunmehr konkrete Formen annimmt.“ ei
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen