: Studentische Hilfskräfte: „Hey Boss, ich brauch mehr Geld!“
Stimmgewaltig unterstützte der ehemalige AStA-Aktivist Lars Vegas gestern Mittag mit „Kampfschlagern“ studentische Forderungen nach einem höheren Stundenlohn für studentische Beschäftigte an der Uni Bremen. Sie bekommen gerade mal 14,88 DM in der Stunde - und das seit neun Jahren unverändert.
Bei strömendem Regen versammelten sich rund fünfzig StudentInnen auf dem Universitäts-Boulevard, um ihrem Unmut Luft zu machen. Dabei geht es ihnen nicht nur um den geringen Stundenlohn, sondern auch darum, dass das verdiente Geld schneller ausgezahlt werden soll. In einem Extremfall hat eine Studentin das im Oktober verdiente Geld im Januar des Folgejahres bekommen. So lange auf ihr Geld zu warten, kann Studen-tinnen an den Rand ihrer Exis-tenz treiben. Weiterhin fordert der AStA, dass Vor- und Nachbereitungszeiten bei TutorIn-nen angerechnet und bezahlt werden. Sehr kurzfristige Anstellungen von manchmal nur drei Monaten soll es nach Vorstellungen der Referentin für Hochschul- und Sozialpolitik, Inga Pischke, nicht mehr geben. Bereits 1996 gab es auf Bundesebene Bemühungen, einheitliche Tarifverträge für studentische Beschäftigte auszuhandeln. Damals scheiterte die Vertragsunterzeichnung am Widerstand Bremens und Bayerns. Erneute Versuche der Gewerkschaften GEW und ver.di, auch StudentInnen tarifvertraglich abzusichern, sind im April abgelehnt worden. Vor diesem Hintergrund will der AStA der Uni Bremen nicht länger auf bundesweite Verhandlungen hoffen und ist gestern in die Offensive gegangen. „Vielleicht steht ja auch mal ein Warnstreik an“, überlegt Nils Stegemann, der zweite AStA- Vorsitzende.
Heute wollen Vertreter der Studierenden im Akademischen Senat der Uni versuchen, auch die ProfessorInnenschaft von ihrem Anliegen zu überzeugen, um gegenüber dem Finanzsenator die größtmögliche Überzeugungskraft zu haben.
Die Stimmung unter den ProfessorInnen ist geteilt. Der Wirtschaftswissenschaftler Jörg Huffschmid unterstützt die studentischen Forderungen, ist aber skeptisch, was ihre Durchsetzbarkeit angeht. Unterstützung bekommen die StudentInnen auch von Seiten der Gewerkschaften und von Bündnis 90/Die Grünen.
Nicht an allen bundesdeutschen Unis wird so wenig gezahlt wie in Bremen. In Hamburg, Hannover oder Karlsruhe bekommen Studis 15,68 DM, in Frankfurt gibt's 16,33 DM und Berlin ist einsamer Spitzenreiter mit 21,09 DM. Die versucht der Bremer AStA jetzt auch herauszuschlagen. ube/Foto: Alexander Steffens
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