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Keine Angst vor PDS

New-Economy-Unternehmen reagieren gelassen auf einen möglichen Regierungswechsel unter Einschluss der PDS. Ein Startupper: Wegen der PDS ziehen wir nicht ins CSU-regierte Bayern um

von RICHARD ROTHER

In Berliner New-Economy-Unternehmen wird einem möglichen Regierungswechsel in der Hauptstadt gelassen entgegengesehen. Während gestern der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Dieter Hundt, vor negativen wirtschaftlichen Folgen einer möglichen PDS-Regierungsbeteiligung warnte, sahen dies Jungunternehmer aus den so genannten Zukunftsbranchen eher pragmatisch. „Ich stehe der PDS sehr kritisch gegenüber“, betonte Oliver Bornemann, Chef der Risikokapitalgesellschaft bmp AG, die junge Unternehmen aus der E-Commerce- oder Life-Science-Branche finanziert. Er könne aber allen Parteien nur Erfolg wünschen, endlich einmal nachhaltig etwas Positives für die Stadt auf die Beine zu stellen. „Da ist mir der Name der Partei, solange sie nicht rechtsradikal ist, völlig egal.“

Berlin ist eine offene, dynamische und pulsierende Stadt, findet der mediaworx-Vorstand Christian Wegerhoff: „Ein Regierungswechsel auch mit Beteiligung der PDS wird daran nichts ändern.“ Festgefahrene Strukturen schadeten der Politik ebenso wie der Wirtschaft, so der Chef des Multimedia-Unternehmens, das gerade seinen fünften Geburtstag gefeiert hat. Dies sei durch die aktuelle Diskussion glücklicherweise in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. „In einer neuen Regierungskoalition sehe ich Köpfe, die für eine solide Finanzpolitik stehen und die wichtige Zukunftsbranchen fördern werden.“ Dies könne Berlin gut tun.

Auch Merconic-Chef Felix Bosse sieht die wirtschaftliche Zukunft der Stadt durch einen Regierungswechsel nicht gefährdet. Die PDS sei sicher keine Partei, mit der sich Berlin schmücken könne, so Bosse, dessen Firma unter anderem eine E-Commerce-Plattform für Studenten betreibt. Die Berliner Innenpolitik spiele aber bei Gesprächen mit internationalen Geschäftspartnern kaum eine Rolle.

Paul Petit-Jean gewinnt einem Regierungswechsel positive Seiten ab. „Das Image der Stadt könnte sich eher verbessern“, so der Geschäftsführer des Internet-Start-ups 404Found. Die Stadt könne nämlich zeigen, dass sie bereit ist, „etwas Neues zu wagen“. Die PDS dürfte kaum ein Problem sein. „Wir werden jedenfalls nicht deswegen ins CSU-regierte Bayern ziehen.“

Old-Economy-Unternehmen reagierten gestern indes zumeist zurückhaltend. Die aktuelle politische Lage werde grundsätzlich nicht kommentiert, hieß es in mehreren Unternehmen. Eine rot-rot-grüne Regierung berge Risiken, so ein Sprecher des Entsorgungsunternehmens Alba. Mögliche Investoren könnten zunächst eine abwartenden Haltung einnehmen. „Die neuen politischen Konstellationen werden sich an ihrer sachorientierten Wirtschafts- und Finanzpolitik messen lassen müssen.“

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