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Kinder machen Ferien vom Krieg

Die Musikschule Bremen hat unter Mithilfe von Luise Scherf zwei beispielhafte Benefiz-Konzerte organisiert

„Ich habe noch nie eine so gute Klasse gehabt“, sagt die Geigerin und Musiklehrerin Helga Blome, „da musste ich doch etwas Besonderes machen.“ Sie gewann Luise Scherf als Schirmherrin, die ihrerseits aus Managua eine Menge Erfahrung im Musikmachen mit Kindern hat und für soziale Projekte engagiert ist. Das Projekt, das beide Frauen jetzt unterstützen wollen, heißt „Ferien vom Krieg“: Das Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V. organisiert seit sechs Jahren Ferienfreizeiten für Kinder aus dem ehemaligen und heutigen Jugoslawien.

„Das Konzept ist, dass verschiedene Ethnien zusammen Ferien machen“, erzählt Luise Scherf, „im Sommer 1999 konnte für 1.400 Kinder ein Platz angeboten werden.“ Helga Blome ist überzeugt: „Unsere Kinder sollen die politischen Ereignisse wissen und etwas von dem abgeben, was sie haben und was sie können.“ So haben ihre „Fiddle-Banden“ schon für die Erdbebenopfer in der Türkei gespielt und gesammelt für die Zahnspange eines bosnischen Jungen. „Für nur DM 250 Mark kann ein Ferienplatz organisiert werden.“ Die „tollen“ GeigerInnen in diesem Jahr sind acht bis achtzehn Jahre alt und spielen im Konzert am Montagabend ein richtig schweres Programm. Blomes soziales Engagement drückt sich auch in der Art aus, wie sie mit ihren kleinen „Waller Violin-Virtuosen“ öffentlich Musik macht. „Da muss keiner alleine spielen und vor Aufregung sich fast verkriechen wollen.“ Immer spielen sieben oder acht zusammen, „so dürfen einzelne auch mal pfuschen“. Und es ist ein Programm, das sich mit der Mischung aus Klassik, Fiddle, Irish-Folk und vor allem auch jiddischen Liedern und Klezmer multikulurell präsentiert.

Welche Erfahrungen machte Luise Scherf, ausgebildete Musikpädagogin, beim regelmäßigen Musikmachen mit Kindern? „Spätestens seit der Berliner Untersuchung von Horst-Günther Bastian ist objektiv klar: Musizieren macht intelligent, stärkt die Persönlichkeit, macht schöpferisch, man lernt Kooperation, Ausdauer und vieles mehr.“

Für die katastrophalen Kürzungen, die der inzwischen mehr schlecht als recht als Eigenbetrieb funktionierenden Musikschule ins Haus schneien, hat sie null Verständnis. Unter ihrer Anregung hat sich auch der Fachbereich Blockflöte für ein „Blockflötenspektakel“ zugunsten des Musikunterrichts für arme Kinder in Managua entschlossen. usl

Montag, 18.6., um 19 Uhr in der Immanuel-Kapelle an der Elisabethstr. 20 (Waller Violin-Virtuosen) und am 22.6. um 18 Uhr im Vortragssaal der Kunsthalle (“Blockflötenspektakel“).

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