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Fußball cool aufgelegt in Mitte

Sechs Teams aus Berliner Nachtleben und Medienwelt kickten am Samstag an der Auguststraße um den 1. MagnetCup. Neben dem Platz bewunderte sich hippes Szenepublikum. Auch auf dem Platz fehlte das Schmutzige des Fußballs

Es wurde Geschichte geschrieben am Samstag, Designgeschichte. Denn selbst wenn es eine Art Style-Police gäbe, die ästhetische Verbrechen ahnden würde, wären beim 1. MagnetCup nicht einmal Verwarnungen ausgesprochen worden. Während die sechs teilnehmenden Mannschaften noch wie normale Freizeitteams aussahen, so tat es das Publikum nicht.

Überhaupt war fast gar nichts so, wie man es von „normalen“ Fußballturnieren kennt. Die Organisatoren, Angehörige des Berliner Nachtlebens und Betreiber der Magnet Bar in der Veteranenstraße, hatten mit Bars und DJ-Beschallung ein so cooles und angenehmes „Ambiente“ auf dem Kunstrasenplatz an der Auguststraße in Mitte geschaffen, dass der schnöde Ballsport fast hätte stören können. Tat er aber nicht, zwischen einigen hundert auffallend jungen und gut aussehenden Zuschauern wurde sogar recht ansprechend gekickt.

Noch mehr als die spielerische Raffinesse des späteren Turniersiegers FC Magnet Mitte wurde aber auf sich selbst geachtet. Die Zuschauer bewiesen, das der 60er/70er-Style endgültig vom trashigen 80er-Look abgelöst worden ist. Die Frage, ob solch eine Veranstaltung überhaupt ein „echtes“ Fußballturnier ist oder nicht, beschäftigte schon einige Besucher. Doch in einem gewissen Sinne ist ein Sportevent wie der MagnetCup, die zur Zeit modernste Form von Fußballturnier überhaupt. Zeitgemäßer kann man uralte Kulturtraditionen wie Fußball nicht präsentieren.

Rainaldo Coddou H. vom „Magazin für Fußball-Kultur“ 11 Freunde, das ebenfalls mit einem Team vertreten waren, sah hier zwar auch den Berlin-Mitte-Hype wüten, erkent aber in dieser Lifestyle-Variante eine Zukunft des Sports unter anderen. Es ist leicht zu verstehen, warum Konstantin Lehmann vom FC Magnet Mitte von einer überwältigenden Resonanz gerade der Medienunternehmen spricht, die alle nächstes Mal dabei sein wollen. Die Zielgruppe hipper Großstadtmenschen war hier so homogen vertreten, dass bei der zweiten Auflage, die vielleicht schon im September ausgetragen wird, sicher Mannschaften von Sat1 oder RTL denkbar wären – neben Mannschaften vom Musiklabel Kitty Yo, Arsenal Lodown oder dem DJ Allstar Team Freak Sanatorium 05, die am Samstag den Aufbruch wagten.

Nur Philipp Köster, der andere Macher von 11 Freunde, dessen Fan-Magazin zwar ästhetisch, aber nicht unbedingt intellektuell Mitte-kompatibel ist, vermisste beim Turnier „das Schmutzige“ des Fußballsports. Das wurde erst im Finale geboten. Der Gastgeber führte mit 1:0 gegen die Marketingabteilung des FC St.Pauli. Kurz vor Ende gab es einen Elfmeter für die Berliner, weil der Hamburger Torwart einen Angreifer gefoult hatte. Die normale, aber heftige Reaktion des Torhüters, der die einzige rote Karte des Turniers bekam, löste beim Publikum einerseits Heiterkeit, aber auch Befremden aus. Das Fluchen eines Sportlers passte nicht recht hierher, wirkte archaisch, so wie beim richtigen Fußball halt.

Die Befürchtung, dass ein solch trendiges Publikum mit wehenden Fahnen auch zu anderen Sportarten überlaufen wird, ist berechtigt, rechtfertigt aber noch keine Kritik an solcher Art von Events, denn auch der durchschnittliche ran-Seher oder Hertha-Besucher hat keine Ahnung von Fußball.

MATHIAS STUHR

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