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udo pollmer über das . . .

. . . Problem Bioprodukte

Udo Pollmer (47) ist Lebensmittelchemiker und Publizist. Sein Buch „Iss und stirb“ (1982) löste die Debatte über Rückstände in Nahrungsmitteln aus. Vor kurzem erschien von ihm „Lexikon der populären Ernährungsirrtümer“.

taz: Herr Pollmer, sind Bioprodukte tatsächlich besser als konventionelle?

Udo Pollmer: Nein, nicht unbedingt. Biobauern dürfen nur das eingeschränkte Spektrum der für sie zugelassenen Techniken anwenden. Im konventionellen Landbau ist es aber möglich, das Beste aus beiden Systemen zu verbinden. Außerdem ist die biologische Produktion technikfeindlich. Sobald eine neue Idee aufkommt, wird sie abgelehnt.

Zum Beispiel?

Im Obstbau gibt es ganz gravierende Probleme mit der ökologischen Produktion, weil gegen manche Schädlinge kein wirksames erlaubtes Mittel zur Verfügung steht. Der Biobauer verwendet also ein hochgradig riskantes Pilzvernichtungsgift. Und belastet so die Umwelt mit dem nicht abbaubaren Schwermetall Kupfer. Im konventionellen Landbau gibt es da Umweltschonenderes. Wegen BSE ist die Verfütterung von Tiermehl verboten. In der Biolandwirtschaft aber ist die Verwendung von Tier- und Knochenmehl als Dünger nach Ökoverordnung erlaubt und war bis vor kurzem auch üblich. Der Erreger kann drei Jahre im Boden überleben. Streng genommen müsste man deshalb Mütter davor warnen, ihre Kinder auf einen Biohof mitzunehmen. Denn Kinder nehmen ab und zu Erde in den Mund.

Verbraucherschutzministerin Künast sollte also ihr Ziel, die Biolandwirtschaft auszubauen, überdenken?

Der biologische Landbau ist sehr arbeitsintensiv. Er braucht doppelt bis dreimal so viele Leute. Ohne Arbeiter aus Polen könnte er nicht überleben. Wenn aber die Nachfrage nach Bioprodukten steigt, der Handel sich zugleich einen Preiskampf liefert, muss die Ware zwangsläufig aus Billiglohnländern mit großen Agrarflächen kommen. Frau Künasts Politik führt also dazu, dass die Bioproduktion ins Ausland verlegt wird. Das weiß sie wohl auch.

Kommt Bio in Zukunft aus Polen?

Aus Polen, Ungarn, aber auch aus Ländern in Afrika und Asien. Zum Teil, bei Nüssen etwa, ist das bereits der Fall.

Was muss jetzt geschehen?

Wir müssen die Frage klären, wie eine anständige Landwirtschaft, egal ob konventionell oder biologisch, aussehen soll. Zum Beispiel wie Tiere in Zukunft gehalten werden sollen. Dann kann man sich die Diskussion über Antibiotika sparen. Denn die werden ja nur eingesetzt, weil die Haltungssysteme Krankheiten erzeugen. Das Problem kann man auch nicht durch Freilandhaltung lösen, denn frei lebende Tiere übertragen Krankheiten aufs Wild. Und dann haben wir die Seuchen nicht mehr unter Kontrolle. All dies geben die Ideologen natürlich nicht gern zu. Genauso wenig wie die Tatsache, dass es in Großbetrieben statistisch weniger Probleme mit Krankheiten und Hygiene gibt.

INTERVIEW: SABINE HERRE

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