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kraft-wärme-koppelungEin ganz faulerKonsens

Schon wieder ein Konsens. Diesmal sind sich Regierung und Industrie bei der Kraft-Wärme-Koppelung (KWK) einig. Das Ergebnis klingt zunächst gar nicht so schlecht: Die Stromwirtschaft verspricht, bis 2010 jährlich 23 Millionen Tonnen CO2 weniger in die Luft zu blasen. Dies soll erreicht werden, indem die bestehenden KWK-Kraftwerke weiter laufen und teilweise modernisiert werden. Dafür wird jede Kilowattstunde für die Verbraucher etwa 0,2 Pfennig teurer.

Kommentarvon ULRIKE HERRMANN

Doch was so fortschrittlich klingt, ist ein ganz fauler Kompromiss. Aus drei Gründen:

1. Es werden nur die bestehenden KWK-Anlagen gefördert. Zugegeben, viele wären ohne Subventionen vom Netz gegangen, weil ihr Strom ein wenig teurer ist als der konventionelle. Ein tödlicher Wettbewerbsnachteil, da der Strommarkt momentan an Überkapazitäten leidet. Insofern ist es natürlich erfreulich, dass die existierenden KWK-Anlagen unterstützt und damit erhalten bleiben. Nur: Der Neubau von Kraft-Wärme-Koppelung wird nicht gefördert. In der Industrie hätte man jedoch gerade mit neuen KWK-Anlagen effizient Emmission verhindern können. Riesige CO2-Einsparmöglichkeiten werden so verschenkt – weil die Stromerzeuger weitere Konkurrenten auf dem Energiemarkt verhindern wollten.

2. Auch wenn es richtig ist, die Kraft-Wärme-Koppelung zu fördern – es bleibt der Nachteil, dass die Subventionen an veraltete Effizienzkriterien gebunden sind. Daher wird demnächst der etwas merkwürdige Umstand zu beobachten sein, dass alte KWK-Anlagen aufwändig modernisiert werden, obwohl sie vergleichsweise mehr CO2 ausstoßen als etwa moderne Kondensations-Großkraftwerke. Nicht jede KWK-Anlage ist gut – dieses Vorurteil führt zu einer gigantischen Verschwendung von Fördermitteln.

3. Die Stromwirtschaft hat versprochen, ihren CO2-Ausstoß zu senken. Schön. Aber wer kontrolliert das? Es ist nur eine Selbstverpflichtung. Wie strikt solche Versprechen eingehalten werden, wurde bei den Mehrwegverpackungen offenbar: nämlich gar nicht. Richtig wäre gewesen, eine Quote festzulegen. Sie hätte die Industrie zu modernen KWK-Neubauten gezwungen – und man hätte den Fortschritt bei der CO2-Reduzierung von Anfang an kontrollieren können.

So aber wird man im Jahre 2007, wenn eine offizielle Überprüfung der Selbstverpflichtung ansteht, etwas wirklich Überraschendes feststellen: dass nämlich nicht viel geschehen ist.

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