: Schlank und schön
■ Häuschen ade: „TeleStations“ sollen den Vandalismus eindämmen
Am Anfang war die gute alte Telefonzelle. Die stand an jeder dritten Ecke, leuchte weithin gelb und fraß damals noch ausschließlich Münzen. Darauf konnte man sich verlassen. Dann kam die zweite Generation in Zellenform. Allein farblich schon eine heikle Angelegenheit: magenta kombiniert mit grau. Und zur völligen Verwirrung der Verbraucher wurden immer mehr Sprechzellen mit Kartentelefonen ausgestattet.
Die Farbkombination als Beleidigung fürs Auge bleibt, aber mit der Zelle ist jetzt Schluss. Gestern wurde in Bremen die dritte Generation dieser Telefonzellen-Evolution von der Deutschen Telekom eingeweiht: die heißt „TeleStation“ und ist nicht mehr als eine schlichte Edelstahlsäule, die jetzt zunehmend an die Stelle der guten alten Telefonhäuschen treten soll.
Hintergrund der Neuerungswelle ist die Zerstörungswut, die die alten Zellen förmlich hervor riefen und regelmäßig eine willkommene Angriffsfläche zum Glasscheibeneintreten oder zum Graffitisprühen boten. „Bei 1.100 Telefonzellen in Bremen gab es 1000 Fälle von Vandalismus. Der Schaden beläuft sich auf 500.000 Mark“, berichtet der Pressesprecher der Deutschen Telekom, Klaus Wendel.
Dennoch waren die gelben Kabinen ein Stück Kommunikationskult. Auch an das Magenta-Grau hat man sich mittlerweile gewöhnt – aber das Häuschen ganz abzuschaffen? Unverschämtheit.
Jetzt dagegen kommt eine Art großer Lauschangriff auf der Straße. Die vorbeigehenden Menschen oder nörgelnden Wartenden hören jedes Wort mit. Schutz vor Wind und Regen, Geborgenheit in gelben Zellen wird es auch nicht mehr geben.
Aber die neue TeleStation hat noch einen entscheidenden Vorteil. Die Kunden können wählen, ob sie mit Telefonkarte oder mit Münzen zahlen wollen. Ab August kann das Telefonat sogar mit Geld- oder Kreditkarte beglichen werden.
Bei den steigenden Handyzahlen wird die neue „TeleStation“-Generation vermutlich die letzte vor dem endgültigen Aussterben der öffentlichen Telefone sein. Denn Telefonzellen müssen mindestens 700 DM im Monat einspielen, damit sie sich rentieren. Vor allem in Wohngebieten, wo ISDN und Handy quasi überreichlich für Gesprächsstoff sorgen, ist dies nicht der Fall. Hier soll die Zahl der Telefonzellen bereits deutlich reduziert werden.
Verena Kösters
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen