Alles szuper oder was?

■ Künstler künstlern über Künstler: Anekdoten und Arbeiten in der „Gallery“

Dieser Gruppe sollte man besser kein Geld anvertrauen. 5.000 Pfund (rund 15.000 Mark) hat ein nichts ahnender Sponsor dem Künstlertrio „Szuper Gallery“ vor zwei Jahren gegeben. In einer sechswöchigen Aktion spekulierte die teils in London, teils in München tätige Gruppe an der Börse, und am Schluss war das Geld futsch.

Schon die Gründungsgeschichte von „Szuper Gallery“, die jetzt im KünstlerHaus am Deich ein Bremen-Gastspiel gibt, ist die Geschichte eines Bankrotts. Das Trio, das nicht namentlich genannt werden will, bekam kurz nach Ende des Kunststudiums den Auftrag, eine gleichnamige Galerie in München mit einem neuen Programm zu bespielen. Der Galerist hatte zuvor mit osteuropäischer Kunst gehandelt, doch das Geschäft lief nicht mehr. Zwischen 1995 und 1997 präsentierte „Szuper Gallery“ in der „Galerie Szuper“ ein eigenes Programm. Am Ende war der Galerist bankrott, die Gruppe machte sich auf den Weg zu neuen Abenteuern.

Das schwierige Verhältnis zwischen Kunst und Kommerz ist seither das Thema von „Szuper Gallery“: Das Innenleben des häufig über Kunsthandel berichtenden Wirtschaftsfernseh-Kanals Bloomberg TV oder ein spektakulärer betrügerischer Kunstraub 1999 in Venedig liefern das Material für Video-Dokumentationen und -Installationen. Auch die Verkommenheit von Kunst zur bloßen Dekoration nimmt das Trio aufs Korn. Und hat dabei immer stärker Anteil am Betrieb: Für die Kunst am Bau in der Münchener Ausländerbehörde bekam „Szuper Gallery“ den Zuschlag und bespielt einen Teil der Eingangshalle zwei Jahre lang mit einem wechselnden Kunstprogramm. In Form von Stipendien oder Aufträgen wird der Gruppe also doch immer häufiger Geld anvertraut.

„Szuper Gallery“ wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Kritik und Vereinnahmung. „Das Schwierige ist, eine Kritik zu äußern, die nicht selbst sofort wieder vermarktet wird“, beschreibt die einzige weibliche „Szuper Gallery“-Künstlerin das Problem. Zum Beispiel in Bremen förderte eine Bank die Inszenierung der „Dreigroschenoper“, in der immerhin der Satz fällt: „Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank!“ Zum Beispiel in London förderten Diesel und Ikea die kapitalismus-kritische Ausstellung „Crash!“, an der sich „Szuper Gallery“ mit der Spekulationsaktion beteiligt hatte.

Mit bewusst rätselhaft gelassenen Aktionen zum Kunst-Kommerz-Thema zieht sich „Szuper Gallery“ aus der Affaire. Unter dem Titel „Circus artists under the big top“ ließ die Gruppe ein rotes Tuch wie einen Störfaktor durch das kühl-moderne Münchener Baureferats-Gebäude segeln. Dazu traten die KünstlerInnen in einer Art improvisiertem Theaterstück in den Rollen konspirativer KunsthändlerInnen auf. Ein nun auch im Bremer KünstlerHaus gezeigtes Video dokumentiert diese Aktion. Allein es ist sperrig, nicht leicht goutierbar.

Anderes gilt für die räumlich größte Video-Dokumentation namens „Contemporary Art“ über den venezianischen Kunstraub. Eine Betrügergruppe hatte vor zwei Jahren Galeristen nach Venedig gelockt und sie in „Nepper, Schleppper, Bauerfänger“-Manier um wertvolle Bilder erleichtert. „Szuper Gallery“ übersetzt diese Geschichte in die Projektion einer Menschengruppe im Small talk auf großer Leinwand. Ein durchlaufender Untertitel fasst das Geschehen zusammen. Die Lockerheit der Szene, ein smoother Dub-Soundtrack und die unterschwellige Dramatik des Textes hüllen den ganzen Galerie-Raum in eine entspannt-spannende Atmosphäre.

Diese beiden und noch eine weitere Video-Dokumentation hat „Szuper Gallery“ um kleine Absonderlichkeiten aus dem Kunstbetrieb ergänzt. Die BesucherInnen erfahren die Geschichte der mit Riesenaufwand aufgebauten Ausstellung zu Stalins 70stem Geburtstag, die der Geehrte jedoch nie gesehen hat.

In dieser Mischung aus Anekdoten und Video-Dokumentationen wirkt die Ausstellung sperrig und auch bewusst selbstreferenziell. Die Kunstraub-Projektion entfaltet eine eigene ästhetische Kraft, die anderen beiden Video-Arbeiten spielen jedoch mit Phänomenen, ohne wirklich Zusammenhänge der Kommerzwelt zu enthüllen. ck

„Szuper Gallery“ bis zum 22. Juli im KünstlerHaus, Am Deich 68/69.