: Blues, TexMex, Afrobeat
■ Auf der Weltbühne der Breminale geht es in zwölf Auftritten um die Erde
Einst war die Breminale in nah und fern für ihre Bluesnights berühmt. Auch hier müssen nun kleinere Brötchen gebacken werden, doch am Donnerstagabend kommen immerhin zwei Musiker aus den USA auf die Weltbühne, um diese uramerikanische Musik zu spielen. swb-Enordia präsentiert zuerst um 20 Uhr den Gitarristen Lance Lopez aus Texas, und als Hauptattraktion dann die Band „Mississippi Heat“ des Mundharmonikaspielers Pierre Lacocque aus Chicago.
Am Freitagabend richtet Radio Bremen 2 das Programm auf der größten Bühne der Breminale aus, und spannt dabei wie schon in den letzten Jahren wieder den Fächer weit auf. Der Abend beginnt um 19.05 Uhr (pünktlich, weil live auf Radio Bremen 2 übertragen) mit dem südfranzösischen Quartett Monk'O Marok, das auf der Basis des Jazz verschiedene mediterrane Musikstile zu einem sehr lukullischen Klangeintopf zusammenkocht. Ein Nachzügler des Festivals „Seltenheiten“, das Radio Bremen in der letzten Woche veranstaltete, ist der anschließende Auftritt des Soundtüftlers Erwin Stache. Dieser spielt auf Luftpumpen, Garderobenständern, Wählscheiben, Sprachtransformatoren und Tischfussballspielen seine Kompositionen, die entsprechend seltsame Titel wie „2:1 für den Klang“, „xyz“ oder „schalten und walten“ haben.
Besonders beliebt beim Publikum waren bei den Radio-Bremen-Abenden der letzten Jahre immer die live auf der Bühne produzierten Hörspiele. Diesmal wird mit „Hotel Imperial“ von Hans-Günther Österreich das erste Hörspiel nachgespielt, das von Radio Bremen im Jahr 1946 produziert wurde. Die Räuberpistole um einen berühmten Sänger, der unter Mordverdacht gerät, wird von fünf SchauspielerInnen gesprochen, dazu kommt noch ein Mann am Klavier und als der garantierte Publikumsliebling der Geräuschemacher. Ein Rhythm'n'Blues-Musiker mit dem typisch britischen kratzigen Sound ist Lee Sankey aus London, der die Bühne ganz schnell wieder ins Hier und Jetzt spielen wird, und den Abschluss wird mit der „Flaco Jiaminez-Band“ eine der heißesten Tex-Mex-Bands von Süd-Texas liefern. Der Akkordeon-Altmeister spielt seit den 60ern seine Mischung aus texanischen umd mexikanischen Volksmusikstilen und war schon zusammen mit Bob Dylan, den Stones, Ry Cooder und John Hiatt auf der Bühne.
Am Samstagabend organisiert die „Sparkasse in Concert“ zusammen mit Radio Bremen 2 das Programm auf der Weltbühne. Um 20 Uhr ist dort „Kla“ zu erleben, eine siebenköpfige Band aus Irland, die als Straßenmusik-Gruppe in Dublin angefangen hat. Sie schöpfen aus Folktraditionen, ohne sich dabei in Klischees zu verlieren. So mischen sie wild und frech Jigs und Reels mit afrikanischen Rhythmen. Neben den typisch irischen Instrumenten wie Whistle, Pipes und Bodhran spielen sie auch exotische Klangkörper wie Didgeridoo, Talking Drum oder Djembe.
Diese könnten sie eigentlich gleich für ihre Nachfolger auf der Bühne lassen, denn mit „Lagbaja“ kommt eine Bigband aus Nigeria auf die Breminale. Die Hälfte der Band besteht aus sechs Trommlern, der Bandleader und Saxophonist tritt nur maskiert auf, um die Gesichtlosigkeit des einfachen Menschen zu symbolisieren. Gespielt wird eine wilde Mischung aus Juju, Highlife, Funk, Jazz, Pop und traditioneller Yoruba-Musik.
Am Sonntagnachmittag kommt mit Mal Webb ein australischer Alleinunterhalter auf die Bühne, eine One-Man-Band, die aus Gitarre, Mbira, Trompete, Mundharmonika, Didgeridoo besteht und dazu selbstverständlich auch noch singt. Als local heros auf der Weltbühne spielen um 16 Uhr dann die Bremern Bluesrocker von „Prisoner“ ihre Versionen von Stücken der Stones, Beatles, Joe Cocker und Brian Adams. Die Begriffe „Sturm und Drang“ sind im Englischen fast geläufiger als in ihrer Heimatsprache (das Oxford Concise Dictionary übersetzt sie mit „storm & stress“), und so nimmt es nicht wunder, wenn ein norwegisches Trio sich so benennt, um Klassikfolk zu spielen. Die Gruppe des Musikers mit dem passend sturm&drangigen Namen Ragnar Heyerdahl spielt sich durch die Weltmusiken mit Gipsy-Musik, Tango, Klezmer, Opernmelodien und skandinavischen Volksliedern. Bleibt zu hoffen, dass „Sturm und Drang“ nur auf der Bühne und nicht etwa im Himmel über der Breminale ausbrechen. Wilfried Hippen
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