: Kinder bleiben zu Hause
■ Schulbehörde erzieht Eltern: Wer zu spät zur Vorschule anmeldet, hat Pech
Früher war das Datum, bis zu dem Altonaer Eltern ihre Kinder für die Vorschule anmelden muss-ten, etwas, woran man sich nicht mehr als ungefähr zu halten hatte. In diesem Jahr aber stehen 20 Kinder ohne einen Platz in der Vorschule der Grundschule Rothestraße da, weil ihre Eltern es gemacht haben wie jedes Jahr. Und das teilt ihnen die Schulbehörde jetzt, kurz vor den Sommerferien, mit. Chris-tel Hildebrandt, Elternrätin der Schule, erzählt: „Wir haben die absurde Situation, dass es 40 Kinder gibt, die zur Vorschule angemeldet worden sind, aber nur eine Vorschulklasse eingerichtet wird.“
Die Eltern der abgewiesenen Kinder hätten sich zu spät gemeldet, und Schulsenatorin Ute Pape wolle keine Ausnahme machen, sagt sie. Dabei habe die Schule gerade ein neues Gebäude bekommen und endlich Platz für die zwei Klassen, die sich sonst immer gedrängelt haben. Die Schulbehörde habe mitgeteilt, die Eltern sollten ihre Kinder in den Nachbarschulen anmelden, „Da ist gar nicht genügend Platz für 20 Kinder“, sagt Hildebrandt. Sie hält das Ganze für eine Mischung unglücklicher Umstände mit dem Drang zu sparen: Es gebe eine neue Schulrätin, und die wusste offensichtlich nichts von dem gewohnheitsmäßig lockeren Umgang mit den Fristen, „zumal bei einem Fünfjährigen in einem halben Jahr von der Anmeldung bis zur Einschulung noch viel passiert.“ Da könne man Anfang des Jahres oft noch nicht absehen, ob er im September in die Vorschule passt. Die Frist lief bereits im Februar ab. Außerdem habe sie von einer Sparverpflichtung gehört, wonach es hamburgweit nicht mehr Vorschulklassen als im Vorjahr geben soll. „Und das, obwohl sich doch die SPD die Bildung und ihren Ausbau auf die Fahnen geschrieben hat“, sagt sie.
Die Schulbehörde sieht das alles anders: „Die Schulrätin hat den Eltern zwei Briefe geschrieben und sie auf den Ablauf der Frist hingewiesen“, sagt Sprecherin Frauke Scheunemann. Außerdem würde die Stadt in diesem Jahr insgesamt 14 Vorschulklassen mehr einrichten als 2000. „Jetzt haben wir die Lehrkräfte verplant und müssten anderswo eine wegnehmen, wo die Eltern rechtzeitig angemeldet haben.“ san
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen