piwik no script img

Sepp Piontek siegt mit Grönländern

Als er noch für Werder kickte oder Werder-Kicker trainierte, da ging bei Sepp Piontek alles nach seriösen Fußballregeln zu. Doch als sich Piontek jetzt als Trainer der grönländischen Nationalmannschaft über ein 4:1 gegen die Auswahl von Tibet freuen konnte, war so ziemlich nichts, wie es sonst ist.

Genau 5.011 begeisterte ZuschauerInnen hatten das nach einer bizarren Vorgeschichte stattfindende Match in Kopenhagen gesehen. Offiziell war es vom Weltfußballverband FIFA nicht anerkannt worden und hatte wegen der Teilnahme Tibets zu Protesten der chinesischen Regierung in Peking geführt. Deshalb durften bei dem Spiel die Flaggen von Tibet und der halbautonom zu Dänemark gehörenden Polarinsel Grönland offiziell nicht gehisst werden. Umso zahlreicher waren die Flaggen dafür unter den Zuschauern zu sehen.

Auch Pionteks Stress vor dem Anpfiff hatte einen ausgesprochen ungewöhnlichen Grund. Weil bis auf zwei Spieler die komplette grönländische Elf wegen eines Transportstreiks nicht aus der heimischen Hauptstadt Nuuk nach Kopenhagen reisen konnte, wurde am Vorabend des Spiels bei grönländischen Studenten in der dänischen Hauptstadt mit der Frage herumtelefoniert: „Wer hat schon mal Fußball gespielt?“

Piontek kannte also seine Mannschaft überhaupt nicht und brachte zum Spiel drei private Bälle mit, weil er nicht sicher war, ob die Veranstalter der „tibetanisch-dänischen Freundschaftsvereinigung“ an dieses praktische Detail gedacht hatten. „Wir hatten nur eine Not-Nationalelf, aber es wäre doch für die Tibeter nach der langen Reise ein Jammer gewesen, wenn wir das Spiel abgesagt hätten“, meinte Piontek hinterher. Das Niveau des Spiels habe dem der dänischen Kreisklasse entsprochen. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen