: Handy, Messer, Schere, Licht sind für kleine Kinder nicht
Grüne wollen Mobiltelefone mit Warnhinweis für Kinder versehen. Strahlungswerte der Sendemasten sollen gesenkt werden. Strahlungsstarke Handys sollen vom Markt verschwinden
BERLIN taz ■ Die Grünen wollen Kinder besser vor Handystrahlung schützen. Wegen der befürchteten Gesundheitsgefährdung sollen Handys einen Warnhinweis tragen, der Jugendlichen unter 16 Jahren rät, nicht mobil zu telefonieren. Dies geht aus einem Arbeitspapier der Fraktion hervor, das der taz vorliegt. Darin schlägt der federführende Abgeordnete Winfried Hermann vor, den Grenzwert für das erlaubte elektrische Feld in der Nähe von Sendemasten um den Faktor 10 zu senken, in Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern aus Vorsorgegründen gar um den Faktor 30.
„Kinder, die viel telefonieren, bekommen dreimal häufiger Blutkrebs“, sagte Hermann der taz. „Sie sind insgesamt anfälliger für Handystrahlen.“ Jugendliche seien stärker gefährdet, heißt es in dem Arbeitspapier, wegen der „noch nicht abgeschlossenen Entwicklung ihres Nervensystems sowie durch eine höhere Aufnahme von Strahlung ins Körpergewebe“. Hermann, stellvertretender Vorsitzender des Umweltausschusses im Bundestag, will damit dem Beispiel von Großbritannien folgen, das einen solchen Hinweis einführte, nachdem eine Studie das erhöhte Blutkrebsrisiko für junge Menschen ermittelt hatte.
Um strahlungsarmes Telefonieren zu erleichtern, sollen Handys nach ihrer Strahlungsstärke mit einem Label gekennzeichnet werden, ähnlich wie Kühlschranke in Klassen von A bis E nach ihrem Stromverbrauch eingestuft werden. Bis spätestens 2005 will Hermann zudem strahlungsstarke Handys vom Markt nehmen.
Auch Umweltminister Jürgen Trittin kündigte am Wochenende an, eine bessere Vorsorge gegen Mobilfunkstrahlung zu unterstützen, ließ die Details aber offen. Trittin denkt über ein „Umweltlabel“ für Handys nach, das nur an Geräte vergeben wird, die nicht mehr als ein Viertel des gesetzlichen Höchstwerts abstrahlen, und verlangte eine bessere Beteiligung der Kommunen.
MATTHIAS URBACH
brennpunkt SEITE 3
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