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Infineon verkauft neue Aktien

Der Chiphersteller erhöht sein Kapital, obwohl der Aktienwert ständig sackt. Fondsmanager halten auch den gegenwärtigen Preis noch für zu hoch

BERLIN taz ■ Der Kurs der Infineon-Aktie fällt permanent – trotzdem will der Vorstand 60 Millionen neue Aktien an den Börsen verkaufen. Firmenchef Ulrich Schumacher machte gestern auf Optimismus: „Es gehört unternehmerischer Mut dazu.“ Bei seinem Börsengang im Frühjahr 2000 war die Firma in aller Munde. Hinz und Kunz kauften plötzlich Aktien. Nun ist alles anders. Dass Privatanleger sich diesmal für Infineon interessieren könnten, wenn der Handel am 13. Juli beginnt, vermutet selbst Schumacher nicht.

Offenbar braucht der Hersteller von Computerchips dringend Bares. Etwa 1,5 Milliarden Euro sollen hereinkommen und teilweise in eine neue Fabrik bei Dresden investiert werden. Dort plant die Siemens-Tochter, Siliziumscheiben mit Speicherchips (300-Millimeter-Wafer) zu produzieren. Die Bundesregierung hat angekündigt, das Projekt mit einer Bürgschaft von 450 Millionen Mark zu fördern. Außerdem will Infineon mit den neuen Börsen-Milliarden Schulden abbezahlen.

An Eigenmitteln fehlt es der Firma zurzeit. Im 3. Quartal des Geschäftsjahres 2000/2001 wird ein Verlust von 600 Millionen Euro auflaufen. Hart trifft Infineon der Nachfrage-Rückgang aus der Telekom-Industrie. Die Münchener Firma hat am Ende des New-Economy-Booms mehr Chips produziert als gebraucht wurden.

Unter der Führung der US-Investmentbank Goldman-Sachs beginnt morgen die Zeit des „Bookbuilding“, in der Banken und Fonds Preisvorschläge abgeben. Infineon muss sich warm anziehen. Ein Sprecher der DIT, der Fondstochter der Dresdner Bank, sagte der taz gestern: „Der aktuelle Kurs ist zu hoch.“ 27 Euro werde man nicht bezahlen. „Bei rund 25 Euro wird es interessant.“ Gegenüber dem Kurs von gestern würde Infineon dann etwa 120 Millionen Euro weniger einnehmen. HANNES KOCH

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