piwik no script img

Virus ohne Grenzen

8. Deutscher Aids-Kongress sucht Hilfen für Osteuropa. Nach Grenzöffnung stieg Zahl der Infizierten sprunghaft

BERLIN ddp/rtr ■ Gezielte Prävention und Aufklärung sollen die weitere Ausbreitung von HIV und Aids weltweit eindämmen. Aids sei längst keine Krankheit des Westens mehr, vor allem in Ost- und Zentraleuropa steige die Zahl der HIV-Infektionen derzeit drastisch an, sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) gestern bei der Eröffnung des 8. Deutschen Aids-Kongresses in Berlin.

Neben der präventiven Arbeit sei daher in diesen Ländern auch die Unterstützung mit Medikamenten notwendig, so Schmidt. Sie wies auf deutsche Hilfsprogramme für die osteuropäischen Länder hin, kündigte aber angesichts eines bevorstehenden Treffens mit Experten in Warschau noch weitere finanzielle Hilfen an. Deutschland werde auch den jüngst eingerichteten Fonds der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von Aids unterstützen.

Zu dem dreitägigen Kongress unter dem Motto „Grenzen überwinden“ wurden 1.500 Ärzte und Wissenschaftler erwartet. Auf der Tagung geht es unter anderem um Therapie- und Präventionsstrategien für Ost- und Zentraleuropa. Im vergangenen Jahr hätten sich allein dort 280.000 Menschen neu infiziert, so Schmidt. Vor allem in der Russischen Föderation sei der Anstieg der Neuinfektionen alarmierend. Obwohl sich dort der Virus erst seit Zerfall des Ostblocks verbreite, übersteige die Zahl der Infizierten inzwischen die in der Europäischen Union von derzeit 500.000.

Nicht nur in Afrika, Asien und Osteuropa breite sich die Epidemie aus, auch in den vermeintlich sicheren Ländern gebe es wieder eine steigende Tendenz, warnte Bernhard Schwartländer vom HIV/Aids-Programm der Vereinten Nationen (Unaids). So lag die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland 1999 bei 20.000. Das sei zum großen Teil auf die sinkende Bereitschaft zu „geschütztem Sex“ zurückzuführen, so Schwartländer. Es sei ein Fehler, zu glauben, die Epidemie sei in den westlichen Ländern unter Kontrolle.

Zeitgleich zu dem Kongress veranstaltet die Deutsche Aids-Hilfe ihre Veranstaltung „Positive Begegnungen“ für Vertreter der Selbsthilfe, Infizierte sowie deren Angehörige.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen