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Kubanische Kriminalrumba

■ Bundesstart „Der Cuba Coup“: Peter Lohmeyer rüttelt darin eifrig an Klischees und kommt heute in die Schauburg

Dieser Film wirkt rührend in seiner Einfalt. Eine Kriminalkomödie – nein, Kriminalschwank ist das richtige Wort, denn die Scherze sind derb und die Konstruktion simpel. Kriminalrumba statt -tango wäre auch passend, denn ständig klingt kubanische Salsamusik im Hintergrund. Ein blonder Schwede gibt sich als Literaturprofessor aus, eine nette kubanische Familie vermietet ihm ein Zimmer, ein geheimnisvoller Gringo überfällt in Havanna die Menschen mit gezücktem Stiletto, und man fragt sich, ob vielleicht der Tourist ein Gauner ist.

Nein, das fragt man sich dann doch nicht, weil der Film so überdeutlich mit seinen Hinweisen wedelt, dass man schon sehr schnell ahnt, wie hier der Hase läuft. Aber man mag gar nicht weiter an „Der Cuba Coup“ herumkritisieren, so naiv und unbedarft ist hier alles inszeniert. Und es hat durchaus einen robusten Charme, wenn die Kubaner ihre Knallchargen spielen und die deutschen Synchronstimmen so asynchron wirken, weil die Kubaner mehr mit dem Körper als mit dem Mund reden)

„Der Cuba Coup“ ist für das kubanische Publikum gemacht, er hat nichts von dem weltläufigen Flair, das kubanische Filme wie „Erdbeer & Schokolade“ oder „Das Leben – ein Pfeifen“ zu internationalen Erfolgen werden ließ. Interessant ist er für uns nur, weil mit Peter Lohmeyer ein deutscher Schauspieler den bloden Schweden spielt. Lohmeyer hatte schon für Diaz Torres in „Tropicanita“ mitgespielt, und ist inzwischen in Kuba bekannter als bei uns, denn er ist nicht nur der einzige Deutsche, sondern auch gleich der einzige Europäer, der in kubanischen Produktionen mitspielt. Das macht ihn sympathisch, denn dass er in Kuba auch durch Hauptrollen nicht reich wird, kann sich jeder selber ausrechnen. Und er schlägt sich tapfer durch diesen Film, obwohl seine Rolle doch arg holzschnittartig wirkt. Auch hier sorgt übrigens wieder die Synchronisation für nicht unbedingt gewollte Erheiterung, denn von dem spanisch/deutsch/schwedischen-Mischmasch, den er in der Originalfassung vermutlich radebricht, bleibt im Deutschen nur ein gnadenlos überzogener schwedischer Akzent.

Lohmeyer spielt den Björn so nett, dass man aus reiner Sympathie auch über die vielen weniger gelungenen Scherze lacht. So kommt er als angeblicher Literaturprofessor arg in Bedrängniss, wenn er über die schwedische Literatur ausgefragt wird. Auf Strindberg kontert er mit seinem Spezialgebiet: Pippi Langstrumpf. Die scheint auch in Kuba sehr beliebt zu sein.

Wie bei allen Filmen aus Kuba kann man auch hier den Zustand der Nation erkennen, denn es fehlt schlicht an Mitteln, um diesen zu kaschieren: Die Straßen des heruntergekommenen Havanna mit den alten Straßenkreuzern; der Handel mit Dollars, mit denen man alles kaufen kann; die Freude der Kubaner über die paar amerikanischen Kekse und das italienische Haarfärbemittel, die Björn ihnen schenkt – all das kann man als leise Kritik am System lesen, all das macht den Film in unseren Augen dokumentarischer und exotischer, als er wohl beabsichtigt war.

Die Pointe des Films liegt ja darin, dass hier die Klischees einmal umgedreht wurden und ein Tourist die Einheimischen bestiehlt. Am Ende wird er sogar durch die Warmherzigkeit der Kubaner resozialisiert. Das ist potentiell komisch und anrührend, aber der Schluss ist dann wieder dramaturgisch so ungeschickt umgesetzt, dass man den Regisseur doch leise tadeln möchte.

Wilfried Hippen

„Der Cuba Coup“ läuft täglich in der Schauburg. Peter Lohmeyer stellt heute um 20 Uhr den Film dort selber vor. Am Samstag, 9 bis 12 Uhr, ist er zettBeh-Sommergast im Foyer der Schauburg – live zu hören auf Radio Bremen 2.

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