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Pause in Argentinien

Regierung verkündet Sparpläne, Gewerkschaften rufen Generalstreik aus und fast alle machen mit

BUENOS AIRES taz ■ Die Krankenhäuser versorgten nur Notfälle, Schule und Uni fielen aus, die Müllabfuhr ließ die schwarzen Plastiksäcke liegen: Argentiniens Gewerkschaften feierten den Generalstreik gestern als Erfolg. Wesentlich trug dazu bei, dass in allen Städten die Busse und die meisten Bahnen nicht verkehrten, was Arbeitswillige daran hinderte, ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Die drei größten Gewerkschaftsverbände hatten zu dem Generalstreik aufgerufen, um gegen die Sparpläne der Regierung zu protestieren. Bereits am Mittwoch hatten die Staatsangestellten gestreikt.

Die Regierung hatte am Wochenende ein neues Sparpaket vorgestellt, das auch die Kürzung der Gehälter der Staatsangestellten und der Renten vorsieht. Zwar haben sich mehrere Provinzgouverneure geweigert, dies umzusetzen, doch haben die Gewerkschaften die Ankündigung von Präsident Fernando de la Rúa als Kampfansage gewertet. Der Streik sei „nur ein erster Schritt“, sagte Gewerkschaftsführer Hugo Moyano. Er kündigte an, dass „Blut fließen“ könnte, wenn die Regierung so weitermache.

Wirtschaftlich geht es in Argentinien weiter bergab. Die Zahl der Arbeitslosen ist laut Angaben des Arbeitsministeriums auf 16 Prozent gestiegen, ebenso erhöhte sich die Zahl der Tagelöhner. Viele Firmen nutzen die Krise, um die Gehälter zu kürzen. Im vorigen Monat sank die Industrieproduktion erneut um 2,9 Prozent, wie der ökonomische Think Tank Fiel berechnete.

An den Finanzmärkten fielen die Preise argentinischer Schuldtitel teils bis zu 40 Prozent, was das Länderrisiko und damit die Zinsrate steigen liess. Wegen der hohen Zinsen ist Argentinien derzeit der Zugang zu den Kreditmärkten versperrt. Am Mittwoch sagte US-Notenbankchef Alan Greenspan, die Argentinienkrise sei für andere Schwellenländer nicht ansteckend. MAL

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