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Ein Dinosaurier der Lüfte

Die Concorde ist laut und unwirtschaftlich. Wie die Flugzeuge der Zukunft aussehen, ist zwischen Airbus und Boeing heftig umstritten: Größe oder Geschwindigkeit?

BERLIN taz ■ Sie ist teuer, laut und eigentlich überflüssig: Die Concorde ist ein Flugzeug für Menschen, die reich genug sind, am gleichen Tag nach New York und wieder zurück zu fliegen, aber zu arm, um sich einen Privat- oder Firmenjet zu leisten. Für den normalen Flugverkehr hat sie praktisch keine Bedeutung. Für die Zukunft der Luftfahrt könnte die Concorde-Technik jedoch bedeutsam werden – allerdings in abgespeckter Form.

Denn der Donnervogel ist ein Dinosaurier. Bei der Entwicklung vor dreißig Jahren legten die Ingenieure Wert auf ausgefeilte Technik. Wirtschaftlichkeit und ökologische Belange wurden dagegen kaum berücksichtigt. Die Concorde schädigt mit ihrem Kerosindurst (25.000 Liter pro Stunde bei doppelter Schallgeschwindkeit) und der extremen Flughöhe die Atmosphäre mehr als andere Flüge. Vom Flugverkehr insgesamt erwartet das Umweltbundesamt bis 2010 Klimaschädigungen, die so groß sind wie beim Autoverkehr. Außerdem macht die Concorde beim Start Krach wie ein Militärjet. Deshalb ist sie auf vielen Flughäfen ebenso wenig willkommen wie ein Kampfflieger.

Schließlich rechnet sie sich kaum: „Air France und British Airways können die Flüge nur begrenzt wirtschaftlich darstellen, weil sie die Flugzeuge kostenlos gestellt bekommen“, sagt Michael Uhlmann, Luftverkehrsexperte vom Deutschen Verkehrs Forum (DVF). Die geringe Reichweite der Concorde erlaube nur Flüge von Paris oder London. „Schon aus Frankfurt müsste sie zwischenlanden“, so Uhlmann.

Der Betrieb der Concorde sei Imagegewinn, aber auch die Ausfüllung eines „kleinen, aber interessanten Marktsegments“. Schließlich kämpfen die Airlines heftig um Marktanteile. Weil das Geschäft immer härter wird und der Kauf von ausländischen Fluggesellschaften auf rechtliche Hindernisse stößt, suchen die Airlines Verbündete wie etwa bei der „Star Alliance“ von Lufthansa, United Airlines, Air Canada und anderen. Das wirkliche Geld machen die Fluglinien mit ihren „normalen“ Kunden: Alle Prognosen gehen davon aus, dass der globale Flugverkehr in den nächsten Jahren stetig mit mindestens fünf Prozent jährlich wachsen wird. Von den weltweit 1,6 Milliarden Fluggästen waren im letzten Jahr nach Angaben des DVF etwa ein Drittel Geschäftsleute, zwei Drittel Touristen.

Aber wollen diese Passagiere lieber teurer und schneller reisen – oder doch lieber mit größeren und bequemeren Flugzeugen? Die Antwort auf diese Frage entscheidet über den Markt der Zukunft: Die Flugzeugbauer von Boeing und Airbus verfolgen gegensätzliche Konzepte. Airbus entwickelt für etwa 20 Milliarden Mark seinen dreistöckigen Riesenflieger A 380, in den 650 Passagiere, Spielcasinos und Fitnesscentner passen sollen. Boeing verkauft immer noch seinen Jumbojet, plant aber die Zukunft schneller und höher: Der „Sonic Cruiser“ soll bis zu 20 Prozent schneller als andere Flieger mit rund 1.000 km/h knapp unter Schallgeschwindigkeit dahindüsen und den Passagieren das lästige Umsteigen ersparen. Das ist es, was nach Ansicht von Boeing-Chef Alan Mulally „unsere Kunden wollen“: Eine weiterentwickelte Version der Concorde.

BERNHARD PÖTTER

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