: Das Dorf kämpft um Greeves Garten
In Bergedorf droht ein Wohnprojekt am Grundstückspreis zu scheitern ■ Von Gernot Knödler
Der rot-grüne Senat tut sich schwer mit seinem selbst gesetzten Ziel, alternative Wohnprojekte und Baugemeinschaften zu fördern. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Hinterhof-Ensemble Mohnhof 20 in Bergedorf. Hier kollidiert die Aufgabe der Liegenschaftsverwaltung, möglichst hohe Preise beim Verkauf städtischer Immobilien zu erzielen, mit dem Interesse, ein Wohnprojekt an einem attraktiven Ort zu verwirklichen.
Der Verein „Das Dorf“ und eine AnwohnerInnen-Initiative erneuerten gestern in einem Brief an die Liegenschaftsbehörde ihr „starkes Interesse an einem Wohnprojekt in Greeves Garten“, wie die sieben Häuser rund um einen kleinen Park genannt werden. Zuvor war eine Einigung mit der Liegenschaft an der geforderten Pacht gescheitert, die die Möglichkeiten der Interessenten um ein Vielfaches überstieg. „Wir hatte gar keine andere Wahl, als dieses Angebot abzulehnen, wenn wir mit unserer Finanzplanung glaubwürdig bleiben wollen“, erklärte Ulf Borgeest vom Verein.
In Greeves Garten, der von der Saga verwaltet wird, hat sich nach Angaben von Anwohnern bereits heute ein Zusammenleben entwi-ckelt, wie es für Wohnprojekte typisch ist. „Ich bin extra aus Glinde hierher gezogen wegen des Flairs“, sagt etwa Murat Özben. Menschen aus fünf Nationen und mehreren Generationen wohnten hier harmonisch zusammen. Es sei absurd, so etwas zu zerstören, um es an anderer Stelle mühsam wieder aufzubauen. Die BewohnerInnen seien bereit, mit „Das Dorf“ zusammen ein Wohnprojekt aufzubauen.
Platz dafür gibt es, weil viele Wohnungen leer stehen. Die Stadt hat sie nicht wieder belegt, um sie für Käufer attraktiv zu machen. Das Dorf will sie dagegen zusammen mit den BewohnerInnen in Erbpacht mieten und selbst sanieren. Die Diskrepanz zwischen den Vorstellungen des Vereins und der Liegenschaft über die Höhe der Pacht lasse sich „durch verstärkte politische Anstrengungen überwinden“, schreibt der Verein hoffnungsfroh.
Zumindest auf bezirklicher Ebene sind die Voraussetzungen dafür gut: Vor seiner Wahl zum neuen Bezirksamtsleiter hatten GAL und Regenbogen dem SPD-Kandidaten Christoph Krupp das Versprechen abgerungen, sich für eine Anhandgabe von Greeves Garten an „Das Dorf“ einzusetzen. Die Liegenschaftsverwaltung will ein Verkehrswertgutachten für das Grundstück in Auftrag geben.
In den Augen der Wohnprojekt-Szene zeigt Greeves Garten, wie die Liegenschaftsverwaltung die Einrichtung von Wohnprojekten blockiert. Zwar gebe es ausreichend BewerberInnen, Fördergeld und auch Unterstützung von der Stadtentwicklungs- und der Baubehörde für Wohnprojekte, doch die Liegenschaft biete nicht in ausreichendem Maß attraktive Grundstücke an. „Wir machen unsere Tasche mit den Grundstücken, die wir haben, ganz weit auf“, versicherte dagegen Jürgen Boede, der Leiter der Liegenschaft, der taz.
Über die Frage der Attraktivität scheint es allerdings geteilte Auffassungen zu geben: Auf die grüne Wiese nach Allermöhe West zu ziehen, dazu hatten die 30 Leute von „Das Dorf“ jedenfalls keine Lust.
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