Luftwaffe soll Adelina suchen

■ Polizei hält Verbrechen für immer wahrscheinlicher / Kein Zusammenhang mit Sexualdelikt im Kreis Soltau-Fallingbostel

Vier Wochen nach dem Verschwinden der zehnjährigen Adelina in Bremen-Kattenturm wird ein Verbrechen immer wahrscheinlicher. Die Polizei schließt inzwischen nicht mehr aus, dass das Mädchen ermordet wurde. Am kommenden Montag soll die Bundeswehr mit Tornados das Bremer Umland aus der Luft nach einer Leiche absuchen. Es gebe aber nach wie vor keine konkreten Hinweise auf eine Gewalttat, betonte der Leiter der Sonderkommission am Freitag. Von dem Mädchen fehlt seit Ende Juni jede Spur.

Die Tornados vom Luftwaffengeschwader 51 in Jagel, die nun nach Adelinas Leiche suchen sollen, sind mit Wärmebildkameras ausgerüstet. Sie erfassen die unterschiedlichen Wärmeabstrahlungen von belebten und unbelebten Körpern oder Gegenständen. Die Kameras reagieren auf geringste Abweichungen von der Umgebungstemperatur. Es gebe allerdings keine grundsätzlichen Erfahrungen mit dem Verfahren, sagte ein Sprecher. Wie sich Leichen im Gelände darstellen, sei nicht erforscht.

Der Einsatz bei Bremen sei ein Hilfsmittel, um das Schicksal Adelinas aufzuklären. Die Polizei wolle nichts unversucht lassen. Tornados waren auch bei der Suche nach den verschwundenen Mädchen Ulrike aus Eberswalde und Peggy aus Bayern eingesetzt worden. In beiden Fällen verliefen die Einsätze ergebnislos.

Unterdessen dauert die Überprüfung polizeibekannter Sexualstraftäter an. Inzwischen hat die Polizei mehr als 390 Hinweise aus der Bevölkerung erhalten. Nach ersten Erkenntnissen gibt es keinen Zusammenhang des Falls Adelina mit dem Sexualdelikt bei Soltau am Donnerstag, bei dem ein 32-jähriger Mann eine Elfjährige entführt und sich an ihr vergangen hatte.

Adelina war nach kurzem Besuch bei ihrem Urgroßvater verschwunden, der in unmittelbarer Nachbarschaft des Kindes lebt. Eine groß angelegte Suche im nahen Umfeld war nach wenigen Tagen ergebnislos abgebrochen worden. Zunächst hatte die Polizei die Theorie verfolgt, das Kind sei im Familienkreis entführt worden. Ein Aufruf der Mutter in russischer Sprache in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ blieb ohne Erfolg. Keiner der daraufhin eingegangenen Hinweise brachte die Polizei in ihrer Arbeit weiter. Dann war Anfang vergangener Woche der Stiefvater des Kindes verhaftet worden, wurde aber wenige Tage später auf freien Fuß gesetzt, weil sich der Tatverdacht gegen ihn nicht erhärtete.

AP