Dem Platzen vorbeugen

■ Brechmitteleinsatz ist vorbereitet

Professor Klaus Püschel ist bereit. Noch hat das von ihm geleitete Institut für Rechtsmedizin keinem mutmaßlichen Drogendealer Brechmittel verabreicht, aber er ist ab sofort darauf eingestellt, es jederzeit zu tun. Rund um die Uhr stehen er oder seine MitarbeiterInnen der Polizei zur Verfügung, um einen Tatverdächtigen zum Erbrechen verschluckter Drogen zu bringen. „Wir tun es, weil es unsere Pflicht ist, Polizei und Staatsanwaltschaft zu helfen. Nicht etwa, weil wir davon begeistert sind .“

Mit seiner Bereitschaft, DealerInnen das Mittel einzuflößen, hat Püschel den Senatsbeschluss zur Brechmittelvergabe aber erst ermöglicht. Noch wenige Wochen, bevor der Senat Anfang Juli seine neuen Maßnahmen gegen die Drogenszene am Hauptbahnhof präsentierte, hatten sich GAL und SPD dagegen ausgesprochen. Als Püschel dann seinen Segen zu „mexikanischem Sirup“ gab, konnte der Senat sein plötzliches Umschwenken mit neuen medizinischen Erkenntnissen legitimieren. Gegenüber der taz deutet er an, dass vor ihm andere ÄrztInnen die Mitwirkung abgelehnt haben: „Wir machen es, weil andere, die näher dran wären, es nicht tun.“ Beispielsweise Hamburgs AmtsärztInnen.

Ob sich an seinem Institut ebenfalls MedizinerInnen weigern, den Zwangseinsatz vorzunehmen, sagt Püschel nicht. Die „Manpower“ sei jedenfalls so groß, dass das Institut die Bereitschaft rund um die Uhr gewährleisten könne. Im übrigen sei das Verabreichen von Brechmitteln auch gesundheitsfördernd. Platzen verschluckte Drogenkügelchen im Magen auf, würde das erhebliche Schäden hervorrufen. „Aber das steht natürlich nicht im Vordergrund.“ Elke Spanner