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Peking macht Plan gegen Aids

Bei der neuen Kampagne der chinesischen Regierung werden Erfolgsquoten festgelegt. Darauf reagieren Provinzpolitiker oft mit geschönten Zahlen

PEKING taz ■ Mit einer groß angelegten Kampagne will Chinas Regierung die HIV/Aids-Epidemie in den Griff bekommen. Vorrangiges Ziel ist es dabei, den dramatischen Zuwachs der HIV-Infektionen von jährlich 30 Prozent zu stoppen. Bis zum Jahr 2005 wollen die Behörden diese Zahl auf zehn Prozent drücken. 600.000 Menschen sind nach offiziellen Schätzungen in China bereits mit dem Virus angesteckt – die Dunkelziffer liegt jedoch weit höher.

Zu den dringendsten Aufgaben zähle der Kampf gegen illegale Blutbanken und Ansteckung durch Drogenmissbrauch, erklärte Chen Xianyi von der Abteilung für Seuchenkontrolle im Gesundheitsministerium nach einem Bericht der Pekinger Volkszeitung. Denn 71,2 Prozent aller Aids-Kranken seien entweder Drogenabhängige oder Patienten, die bei Transfusionen verunreinigtes Blut erhielten.

Peking will von jetzt ab jährlich 100 Millionen Yuan (ca. 26 Millionen Mark) für den Kampf gegen Aids bereitstellen. Nach den neuen Bestimmungen muss künftig jeder Blutspender auf HIV getestet werden. Zudem plant die Regierung, für Transfusionen bestimmtes Blut nur über besonders überprüfte, nicht kommerzielle Blutbanken nutzen zu lassen. Auf Profit orientierte Blutbanken sollen geschlossen werden. Außerdem dürfen fortan nur einige ausgewählte Kliniken, die für HIV-Tests ausgerüstet sind, Blut von örtlichen Spendern kaufen.

Wie katastrophal die Situation inzwischen ist, machten Berichte aus der Zentralprovinz Henan deutlich, wo private Bluthändler zusammen mit lokalen Medizinern in den Neunzigerjahren Tausende infiziert haben. Im Ort Wenlou zum Beispiel sollen inzwischen 65 Prozent der Bevölkerung den Virus in sich tragen. In dem bitterarmen Dorf hatten sich viele Bewohner gegen Geld zum Blutspenden bereiterklärt. Ein Teil des gespendeten Blutes war ihnen – nachdem es mit infiziertem Blut vermischt worden war – zurückübertragen worden.

Inzwischen rächt sich, dass die chinesischen Politiker die Aids-Gefahr lange Zeit ignorierten. Der Virus könne sich nur im dekadenten Westen verbreiten, hieß es. Drogensucht, Prostitution, Homosexualität in China blieben tabu – und sind es vielerorts bis heute. Kondomautomaten sind nach wie vor selten. Die Folge: Selbst Ärztinnen und Pfleger in vielen Krankenhäusern wissen nichts oder wenig über die Krankheit – oder lehnen es ab, die Patienten zu behandeln.

Die Regierung will nun die Aufklärung verbessern: Als Teil der Vorbeugung wollen die Behörden laut Volkszeitung „75 Prozent der städtischen Bevölkerung, 45 Prozent der Landbewohner und 80 Prozent von besonders gefährdeten Leuten wie zum Beispiel Drogensüchtigen das relevante Wissen vermitteln“.

Hier scheint die Crux des Vorhabens zu liegen: Wie bei allen Kampagnen gibt die Regierung eine Quote vor. Auf solche Vorgaben reagieren Provinzpolitiker oft mit geschönten Zahlen. Zudem wird es Peking schwer fallen, das illegale Blutgeschäft zu stoppen, da die lizensierten Blutbanken die große Nachfrage möglicherweise nicht befriedigen können. JUTTA LIETSCH

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