Die Angeklagten schweigen

■ Gasexplosion in Thedinghauser Hotel: Prozess hat begonnen

Wegen einer laut Anklage vorsätzlich herbeigeführten Gasexplosion in einem Hotel in Thedinghausen bei Bremen im vergangenen Juli müssen sich seit gestern ein Gastwirt sowie sein Küchenhelfer in einem Mordprozess verantworten. Vor dem Landgericht Verden wirft die Staatsanwaltschaft dem 19-jährigen Hatim O. Mord und versuchten Mord vor. Sein 46-jähriger Chef Achilles P. soll ihn dazu angestiftet haben, weil er einen Versicherungsbetrug plante. Die Angeklagten schweigen zu den Vorwürfen, ihre Anwälte wollen einen Freispruch erreichen.

Bei der Explosion im Juli 2000 waren drei Menschen ums Leben gekommen. Der Indizienprozess wird voraussichtlich mehrere Monate dauern. Laut Anklage soll der zur Tatzeit 18-jährige, in Syrien geborene Kurde den Hauptgasanschluss manipuliert haben. Das ausströmende Gas sei durch einen Zündfunken von der Bierkühlanlage explodiert. Der griechische Lokalinhaber habe sich zur Tatzeit in Griechenland aufgehalten. Der Gastwirt habe die Summe kassieren wollen, für die der Gebäudekomplex versichert war. Staatsanwältin Alexandra Stöber zufolge ging es um vier Millionen Mark.

In dem Hotel „Braunschweiger Hof“ in Thedinghausen hatten zum Zeitpunkt der Tat sechs Gäste gewohnt. Ein Ehepaar aus dem Sauerland starb ebenso wie ein Mann aus der Schweiz. Seine Frau überlebte schwer verletzt. Sie leide noch heute an den Folgen, sagte der Nebenklagevertreter Detlef Heise. Ein Ehepaar aus Frankfurt am Main konnte unverletzt aus den Trümmern des fast völlig zerstörten Hotels geborgen werden.

Die insgesamt vier Verteidiger gehen darum von Freisprüchen für ihren Mandanten aus. „Nicht umsonst hat die Staatsanwaltschaft ein Jahr nach der Explosion noch einmal Hunde eingesetzt, um Spuren zu finden“, sagte der Anwalt des wegen Anstiftung zur Mord angeklagten 46-Jährigen, Michael Brennecke. Die Angeklagten würden sich generell nicht zur Sache äußern, teilten die Verteidiger bei Prozessbeginn mit.

Welche Indizien sie gegen die Angeklagten vorbringen wird, wollte die Staatsanwältin nicht erläutern. Laut Brennecke spielen unter anderem Telefonate zwischen P. und O. eine Rolle. Der angeklagte Gastwirt gab am ersten Prozesstag an, 1,3 Millionen Mark Schulden gehabt zu haben. Im Verfahren soll auch zur Sprache kommen, dass ein früheres Lokal von ihm 1990 ebenfalls durch Brandstiftung vernichtet wurde. Die Ermittlungen gegen ihn waren damals eingestellt worden, die Versicherung hatte dem Nebenklagevertreter zufolge gezahlt. AP