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Diplomaten wollen Taliban erweichen

Vertreter Deutschlands, Australiens und der USA fliegen nach Afghanistan. Sie wollen bleiben, bis die wegen angeblicher Missionierung Inhaftierten der Hilfsgruppe Shelter Now freikommen. Diplomatische Gratwanderung

BERLIN taz ■ Für die afghanischen Taliban ist es ein kleiner politischer Erfolg. Erstmals seit langem flogen gestern westliche Diplomaten nach Kabul. Die Deutschen, Australier und US-Amerikaner wollen sich vor Ort für die dort inhaftierten MitarbeiterInnen der Hilfsorganisation Shelter Now einsetzen. Insgesamt 24 Mitglieder der Organisation – vier Deutsche, zwei Australier, zwei US-Bürger und sechzehn Afghanen – waren am Wochenende von den Gotteskriegern festgesetzt worden. Der Vorwurf: Sie hätten Bibeln und CDs mit christlicher Propaganda bei sich gehabt und missioniert. Ein gefährlicher Vorwurf, denn auf „Abfall vom Islam“ steht nach Ansicht der Taliban die Todesstrafe, auf Missionierung mindestens langjährige Haft.

Die Diplomaten wollen in Kabul bleiben, bis sie die BürgerInnen der von ihnen vertretenen Staaten mitnehmen dürfen. Zuvor hatten sie in der Botschaft der Taliban in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad Visa beantragt. Eine diplomatische Gratwanderung, denn keiner der drei Staaten hat das Regime der „Koranschüler“ bisher als Regierung anerkannt.

Zur Rettung der Shelter-Now-Mitarbeiter waren die westlichen Diplomaten jedoch um eine positive Grundstimmung bemüht. „Der Talibanbeamte war hilfsbereit und verständnisvoll“, erklärte der Australier Alastar Adams nach den Gesprächen in der Botschaft. Dann ging es im Flieger der Vereinten Nationen nach Kabul. TAUD

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