: Angriff der Kloner
Entsetzte Reaktionen: Das Team um den italienischen Arzt Antinori will angeblich innerhalb von 60 Tagen mit dem Klonen von Menschen beginnen. Jetzt wird globales Verbot gefordert
BERLIN taz ■ Trotz weltweiter Warnungen kündigten drei Forscher auf einer Tagung der US-Akademie der Wissenschaften in Washington an, noch in diesem Jahr Menschen klonen zu wollen. Der italienische Arzt Severo Antinori, der amerikanische Professor Panayiotis Zavos und die Unternehmerin und Sektenanhängerin Brigitte Boisselier erklärten am Dienstagabend (Ortszeit), sie wollten innerhalb der nächsten 60 Tage mit dem Klonen von Menschen beginnen. Insgesamt 200 Paare aus Japan, England, USA, Italien und Frankreich seien interessiert. Professor Zavos verteidigte das Ansinnen als Technik, „die kinderlosen Paaren das Menschenrecht sichern kann, sich zu vermehren“. Klonen sei ein „Schritt in der menschlichen Evolution“.
Die Absicht löste einhelliges Entsetzen aus. „Es ist unmoralisch, einen Menschen zu kopieren“, erklärte ein Sprecher des EU-Wissenschaftskommissars Philippe Busquin. Der Molekularbiologe Detlev Ganten vom Nationalen Ethikrat forderte gestern ein internationales Verbot des Klonens zur Fortpflanzung. Auch die Abgeordneten Maria Böhmer (CDU) und Wolfgang Gerhardt schlossen sich an. Der FDP-Fraktionschef sprach von „eitlem und rücksichtslosem Forscherdrang“, der die positiven Ansätze in der Gentechnik diskreditiere. Außenminister Joschka Fischer (Grüne) einigte sich mit seinem französischen Kollegen auf eine gemeinsame Initiative für ein Verbot bei der UNO.
Antinori will trotzdem klonen, zur Not auf internationalem Gewässer. Dem Mann, der sich gern mit Galileo vergleicht, droht deshalb der Verlust seiner Approbation in Italien. Selbst Genforschern graut vor dem Klonen, weil die Missbildungrate hoch ist. „Es heißt, Übung macht den Meister“, sagte Alan Colman auf der Forschertagung in Washington. „Aber es ist unethisch, am Menschen zu üben.“ URB
brennpunkt SEITE 3
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen