Greenpeace will Weserkraftwerk bauen

■ Vier Bewerber haben Planungen für Wasserturbinen am Weserwehr eingereicht / swb bleibt auf ihren teuren Planungsunterlagen sitzen / Senatorin Christine Wischer (SPD) ist unschlüssig

In die Debatte um das Weserkraftwerk kommt Bewegung. Insgesamt vier Firmenkonsortien haben Ende Juni bei Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD) konkrete Pläne für den Bau eines Wasserkraftwerks am Weserwehr eingereicht. Prominenteste Bewerberin: die grüne Stromhändlerin Greenpeace Energy, die in Zusammenarbeit mit der Bremer Projektentwicklungsgesellschaft Tandem sowie der bayerischen Unterwasserbau-Firma Mattern antritt. Auch die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Niedersachsen und Schleswig-Holstein, die Wertbau AG aus Hannover sowie ein vierter, noch unbekannter Bewerber haben Baukonzepte vorgelegt. In ein bis vier Jahren könnte die Stromproduktion beginnen.

Das Greenpeace-Konsortium plant zunächst den Bau einer Turbine mit bis zu fünf Megawatt (MW) Leistung – ein relativ kleines Kraftwerk. Klein genug, um dank Energieeinspeisegesetz (EEG) den Strom für 13 Pfennig an die swb als Netzbetreiberin verkaufen zu können. Tandem-Geschäftsführer Hucky Heck will damit jährlich Strom für 7.000 Haushalte erzeugen. Je nach Entwicklung der Preise will Heck später auf das Doppelte erweitern: „Diese Option ist ausdrücklich eingeplant.“

Ähnliche Vorstellungen hat die niedersächsische Arbeitsgemeinschaft entwickelt. Auch sie setzt auf den Stromverkauf über das EEG, plant jedoch sogar bis zu 15 Megawatt Leistung. Um die Investitionskosten von circa 35 Millionen Mark pro fünf Megawatt zu decken, wollen beide Privatleute als Mitgesellschafter gewinnen. Für BremerInnen will sich Heck „ein paar Sonderkonditionen überlegen“.

Pikanterweise sollte ausgerechnet die swb bei der Entscheidung über die eingereichten Vorschläge beteiligt werden. Dabei hatte sie im Frühjahr 2000 das für über vier Millionen Mark geplante Projekt wegen angeblicher Unwirtschaftlichkeit beerdigt. Dann wollte die swb über den Verkauf der alten Planungsunterlagen an einen der neuen Bewerber ihren Teil der Planungskosten wieder einspielen – knapp die Hälfte hatte bereits der Senat übernommen.

Pustekuchen: „An den ursprünglichen Unterlagen besteht kein Interesse mehr“, gibt Torsten Vogt, Chef der Bremer Energieleitstelle, zu. Denn alle vier neu eingereichten Planungen haben – wegen der besseren Strömungsverhältnisse – im Gegensatz zur swb die rechte Uferseite zum Bauplatz auserkoren. Vogt will das Verfahren um die swb-Planungsunterlagen daher beenden.

Völlige Unklarheit herrscht in Wischers Behörde hingegen noch über das weitere Vorgehen. Obwohl die Bewerber bereits in den Startlöchern sitzen, ist Vogt zufolge mit einem Zuschlag in nächster Zeit nicht zu rechnen: „Wir können im Moment noch nicht sagen, wer das entscheidet.“

Für Verwirrung sorgt vor allem die nicht eindeutige Rechtslage. Zwar dürfte das alte Recht der swb, die Wasserkraft der Weser zur Stromerzeugung zu nutzen, aufgrund der jahrelangen Untätigkeit des Unternehmens inzwischen verfallen sein. Die Landeswasserbehörde verweist jedoch auf „weiter gehende Rechtsverhältnisse“ und „bilaterale Vereinbarungen zwischen den Beteiligten“.

Strittig ist vor allem der Inhalt einer „Option“ auf Bau und Betrieb einer Turbine am Wehr, welche die swb 1987 beim Abriss des alten Weserkraftwerkes vom Bund bekommen hatte. Elmar Fahrenholz von der swb-Rechtsabteilung winkt ab: „Da gibt es keine Rechte mehr an uns.“

Die swb hält nicht viel von den neuen Plänen: „Das Weserkraftwerk ist tot und nochmal tot, egal wie die Rechte sind – für alle.“, meint Detlef Orf: „Die prüfen und hauen auch wieder ab.“

Armin Simon