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Bombenattentat in Jerusalem

Selbstmordanschlag in Pizzeria fordert mindestens 15 Tote und 80 Verletzte. Islamischer Dschihad übernimmt Verantwortung. Israels Premier Scharon kündigt Vergeltungsmaßnahmen an

JERUSALEM taz ■ Mindestens 15 Tote, darunter sechs Kleinkinder, sowie mehr als 80 Verletzte, das ist nach Angaben der israelischen Polizei die Bilanz eines Selbstmordanschlages in einem Pizzarestaurant in der Jerusalemer Innenstadt. Die Bombe wurde von einem palästinensischen Selbstmordattentäter gezündet, der den Sprengstoff in einer Tasche über der Schulter trug. Der Anschlag geschah zur Mittagszeit, als das Restaurant voll besetzt war. Eine zusätzlich vor dem Restaurant deponierte Splitterbombe explodierte nicht.

Zu dem Attentat bekannte sich die islamistische Palästinenserorganisation Dschihad Islami. Entsprechende Bekennerschreiben gingen sowohl bei der Nachrichtenagentur AFP in Jerusalem als auch bei Reuters in Beirut ein. „Die Jerusalem-Brigaden – der militärische Flügel des Islamischen Dschihad Palästinas – tragen die Verantwortung für den heroischen Märtyrereinsatz“, heißt es in dem Fax. Den Anschlag habe ein 23-Jähriger namens Hussein Omar Abu Naaseh verübt. In Gaza kündigte Dschihad-Sprecher Abdallah al-Schami weitere Attentate an. „Dies ist das erste Tor zur Hölle, das sich heute für Scharon geöffnet hat“, sagte er. Ziel des Anschlags sei „Vergeltung für das Massaker an unserem Volk“. Israels Premier Ariel Scharon kündigte an, Israel werde „angemessen reagieren“. Erwartet werden Luftangriffe auf palästinensische Ziele.

Das Restaurant befindet sich an der sehr belebten Ecke Jaffa-/King-George-Straße in der Innenstadt. Der große Obst- und Gemüsemarkt Machane Jehuda, Tatort vieler Sprengstoffattentate, liegt nicht weit entfernt.

Dschihad hatte wiederholt Anschläge angekündigt. Seit zwei Wochen bestand in Jerusalem höchste Alarmstufe. Fast täglich war es zu versuchten Anschlägen gekommen, die durch die Wachsamkeit von Passanten oder Sicherheitsbeamten vereitelt wurden. Ende vergangener Woche war eine Palästinenserin festgenommen worden, die mit Sprengstoff auf dem Weg zum Busbahnhof in Tel Aviv war.

Der verheerende Selbstmordanschlag stieß weltweit auf Entsetzen. US-Präsident George W. Bush verurteilte das Attentat scharf. Der „Terrorakt“ zeige erneut die Notwendigkeit, die Spirale der Gewalt in der Region zu durchbrechen, sagte ein Sprecher. Bundesaußenminister Joschka Fischer sprach von einem „verabscheuungswürdigen Verbrechen“. Ähnlich äußerten sich EU-Kommissionspräsident Romano Prodi und UN-Generalsekretär Kofi Annan.

SUSANNE KNAUL

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