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Die Feltrinellis

„Die Spur führt zu den Anarchisten“. Diese Schlagzeile einer italienischen Zeitung nach der Detonation einer Briefbombe kurz vor dem G-8-Gipfel in Genua wiederholte fast wortwörtlich eine Schlagzeile vom Dezember 1969, als Anarchisten für das Attentat auf eine Mailänder Bank verantwortlich gemacht wurden, bei dem sechzehn Menschen ums Leben kamen. In Wirklichkeit stand dahinter die Strategie der Spannung, an die sich nicht wenige jetzt wieder erinnert fühlen. Faschistische Terroristen sollten damals mit Unterstützung von Geheimdiensten und Regierung ein Klima der Furcht erzeugen. Am Tag nach dem Attentat wurde auch der Verleger Giangiacomo Feltrinelli der Presse als Verdächtiger genannt. 1926 geboren, stammte er aus einer der reichsten Familien Italiens. Im Krieg war er Partisan, anschließend Mitglied der KPI. 1955 gründete er seinen Verlag und begann gleich mit zwei Welterfolgen: „Doktor Schiwago“ und „Der Leopard“. Feltrinelli ging in den Untergrund. Am 14. März 1972 fand man ihn tot neben einem Hochspannungsmast, vermutlich verursacht durch einen frühzeitig detonierten Sprengsatz. Unfall oder doch Mord – Feltrinelli wurde zu einer Ikone jener Bleiernen Jahre. Sein Sohn, der jetzige Verlagsleiter Carlo Feltrinelli, hat eine Biografie über ihn geschrieben, die in Italien, aber auch international Beachtung fand.

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