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Konjunktur steht schon still

Obwohl die Wirtschaft nicht mehr wächst, sieht die Bundesbank keine Rezessionsgefahr. Finanzminister Eichel zeigt sich gar optimistisch. Dax auf Jahrestief

FRANKFURT rtr/dpa/taz ■ Deutschland befindet sich nach Einschätzung der Bundesbank nicht auf dem Weg in eine Rezession. Obwohl das Wirtschaftswachstum nach Berechnungen der Bundesbank im zweiten Quartal zum Stillstand gekommen ist, sei es „nicht angebracht, die deutsche Wirtschaft auf Rezessionskurs zu sehen“, heißt es in dem gestern vorgelegten Monatsbericht August. Während die Konjunktur in der Euro-Zone schwächle, gehe die Inflation zurück.

Anders als etwa die Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung glauben die Bundesbanker, dass die EZB-Zinspolitik der „ruhigen Hand“ dem Wachstum in der Euro-Zone nicht geschadet habe. Für eine Erholung der US-Wirtschaft – Voraussetzung für einen globalen Aufschwung – gebe es jedoch keine verlässlichen Anzeichen.

Viele Analysten erwarten für das zweite Quartal eine Kontraktion und schließen eine Rezession nicht aus. Dazu heißt es im Monatsbericht: „Von ‚Rezession‘ sollte nur dann die Rede sein, wenn es sich um eine länger anhaltende, breit angelegte Schwäche der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten handelt, die viele Sektoren und Regionen trifft.“ Zum Vorjahresquartal ergebe sich arbeitstäglich bereinigt aber im zweiten Quartal ein Wachstum von etwa einem Prozent nach rund zwei Prozent im ersten Quartal, heißt es weiter. Trotz unübersehbarer Risiken bleibe die Aussicht auf eine „Wiederaufnahme“ der konjunkturellen Aufwärtsbewegung in Deutschland erhalten.

Damit lagen die Bundesbank-Volkswirte fast auf einer Linie mit Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD). Der erklärte zwar, das Land sei „zurzeit in einer unbefriedigenden konjunkturellen Situation“, sagte aber gleich dazu: „Die Prognosen für das nächste Jahr zeigen bereits wieder nach oben.“

Die Börse ließ sich von dieser Aussicht nicht irritieren. Die Anleger orientierten sich an den konkreten Unternehmensnachrichten – und verkauften vor allem die Aktien von Bayer, das vor der ersten globalen Sammelklage wegen des Cholesterin-Senkers Baycol/Lipobay steht, und der Deutschen Telekom. Nachmittags fiel der Deutsche Aktienindex auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr und notierte zeitweise bei 5.334 Punkten.

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