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Die Freilandhenne – glücklich, aber gefährlich

Niedersachsens Umweltminister fürchtet Wasser- und Luftverschmutzung, wenn die Käfighaltung für Legehennen tatsächlich abgeschafft wird

HANNOVER taz ■ Der niedersächsische Umweltminister Wolfgang Jüttner (SPD) befürchtet gravierende Umweltprobleme durch die Abschaffung der Käfighaltung von Legehennen, wie sie Verbraucherschutzministerin Renate Künast plant. Wenn an die Stelle der Käfighaltung die Freilandhaltung trete und die vorhandenen Hühnerbestände in die Fläche kämen, führe dies zu „einer hochgradigen Gefährdung des Grundwassers“ und einer „zigfachen Belastung der Luft mit Ammoniak“, sagte der SPD-Politiker gestern in Hannover.

Die Verordnung, mit der Künast die Käfighaltung abschaffen wolle, sei auf den entschiedenen Widerstand der für die Luftreinhaltung und den Gewässerschutz zuständigen Beamten gestoßen. Eine Haltung der vorhandenen Hennen im Freiland sei wegen der Belastungen von Luft und Wasser nicht vorstellbar. Aus Gründen des Tierschutzes wolle zwar niemand eine weitere Käfighaltung von Legehennen. Angesichts der großen Zahl der Tiere sei aber nur eine Haltung in Fabrikhallen mit Anlagen zum Herausfiltern der Schadstoffe möglich.

Die Verordnung, mit der Künast die Käfighaltung abschaffen will, liegt gegenwärtig dem Bundesrat zur Beratung vor und bedarf dort nach einer Zustimmung der Mehrheit der Länder. Die Sprecherin der Verbraucherschutzministerin, Ursula Horzetzky, zeigte sich gestern erstaunt über Jüttners Angriff. Die neue Verordnung sehe keineswegs für alle Hennen Freilandhaltung vor, betonte die Ministeriumssprecherin, erlaubt sei auch ein Haltung in großen Käfigen, so genannten Volieren, und die Bodenhaltung, die weiter in Ställen möglich sei. Freilandhaltung sei außerdem auch im großen Maßstab möglich. Natürlich müsse jede Haltung im Freien unter Gesichtspunkten des Umweltschutzes geprüft werden. Umweltgründe sprächen jedoch nicht dagegen.

Dem niedersächsischen Umweltminister Jüttner warf Horzetzky vor, die Umweltbelastungen auszublenden, die schon jetzt durch die Massenhaltung von Hühnern in Ställen entstünden. Jüttner, der in dem Bundesland mit den meisten Schweinen residiert, setzte sich gestern auch für die technische Aufrüstung anderer Tierfabriken ein. In den Regionen der Massentierhaltung in Westniedersachsen könne man entweder nur die Tierbestände reduzieren oder es müsse zu „neuen Formen der industriellen Landwirtschaft mit nachgeschalteten Anlagen zur Beseitigung der Emissionen“ kommen.

JÜRGEN VOGES

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