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Kritisch, aber keine Profis

Der Verein „Kritischer Polizisten“ ist politisch am Ende. Prozessniederlagen führten zur Insolvenz und Funktionäre befehden sich. Eine Zwischenbilanz

BERLIN taz ■ Bereits seit etwa drei Monaten steht die „Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizisten und Polizistinnen e.V.“ durch Beschluss des Amtsgerichts Hamburg unter Insolvenzrecht. Zwei schwere Prozessniederlagen gegen den Berliner Polizeipräsidenten Hagen Saberschinsky und einen seiner Polizeidirektoren haben den Verein in den Ruin getrieben.

Hintergrund war eine Presseerklärung seiner Sprecherin Bianca Müller in Zusammenhang mit dem Suizid einer Berliner Polizistin. Darin hatte Müller Beschuldigungen erhoben, die sie später jedoch nicht beweisen konnte. Als sei dies nicht schon genug, führen Bianca Müller und das langjährige Vorstandsmitglied Thomas Wüppesahl seither einen zermürbenden Dauerstreit um die Schuld an dem Desaster.

In der Auseinandersetzung, die von beiden unnachgiebig geführt wird, zerfällt der Verein. Ein Teil wirft Müller „unprofessionelles Verhalten“ vor. Der andere erklärt Wüppesahl zum eigentlichen Problem: Er habe sich „vereinsschädigend“ verhalten und den Konflikt intern verschärft. Viele Mitglieder sind bereits ausgetreten.

Längst hat sich das Gezerre in einen privaten Kleinkrieg verwandelt. Darin hat Bianca Müller nun einen ersten Sieg errungen. Per einstweilige Verfügung ließ sie Wüppesahl untersagen, sich weiterhin als Bundessprecher zu bezeichnen. Wirklich wichtig ist das nicht, denn politisch ist der Verein am Ende.

Was jahrelange Disziplinierungsversuche von Vorgesetzten und die Ächtung bei vielen Kollegen fünfzehn Jahre lang nicht vermochten, haben die „Kritischen“ selbst geschafft. Als wichtige Gegenstimme zu den offiziellen und beschönigenden Darstellungen der Polizeiwirklichkeit werden sie nicht mehr genommen. Hagen Saberschinsky wird zufrieden sein.

OTTO DIEDERICHS

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