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Internet für alle: „Mittelstand online“

■ Ende August können sich mittelständische Unternehmen auf einer Messe über die Internet-Nutzung informieren / Nur etwa zwanzig Prozent der Unternehmen betreiben e-commerce

Bin ich drin? Ich bin drin! Und ohne „drin“ zu sein, also ohne Internet, geht's inzwischen fast nicht mehr. So denkt mittlerweile auch die Mehrheit der kleinen und mittleren Unternehmen. Der Statistik zufolge sind über 90 Prozent der Betriebe online und nutzen das Internet für Informationsaustausch und -gewinnung. „Passive“ Internetnutzung nennt man das im Fachjargon. Aber nach Aussage jener Fachleute wäre eine höhere „aktive“ Nutzung – beispielsweise Kundenbetreuung via Internet oder die Einführung des betriebsinternen Intranets wünschenswert.

Hier zeigt besagte Statistik nämlich noch deutliche Löcher – und das soll sich mit Hilfe einer in Norddeutschland bisher einmaligen Messe jetzt schleunigst ändern. „Mittelstand online“ heißt das Zauberwort, das die mittelständischen Betriebe scharenweise in Richtung Zukunft dirigieren soll: Vom 29. bis 31. August werden in den Hallen 4.0 und 4.1 des Bremer Messe Centrums insgesamt über hundert Vorträge gehalten und 115 Unternehmen ihr Angebot präsentieren.

„Das Konzept basiert auf diesen beiden Säulen“, erklärt Projektlei-ter Alexander Fritsche: „In den Vorträgen können sich die Besucher zunächst über alle Aspekte des e-business informieren, um dann an den Ständen direkt auf die Aussteller zugehen zu können.“ Explizit sollen durch solche Strukturen auch kleinere Unternehmen, etwa Handwerksbetriebe, angesprochen werden, die sich im ersten Schritt vielleicht nur über die Möglichkeiten einer eigenen Homepage informieren möchten. „Es werden aber auch web-design-Agenturen vertreten sein“, versichert Ernst Rieso, ebenfalls Projektleiter bei der Messe Bremen GmbH.

Zwischen 3.000 bis 4.000 Fachbesucher aus Niedersachsen und Bremen erhoffen sich die Veranstalter, wichtig ist ihnen vor allem der regionale Aspekt der Messe. „Unser Ziel ist es, neben Großveranstaltungen wie der CeBit auch eine regionale Veranstaltung zu einem globalen Thema – der weltweiten Vernetzung – auf die Beine zu stellen“, erzählt Rieso und weist darauf hin, dass ein Großteil der Aussteller direkt aus Bremen und Umgebung kommen. Dieser Tatsache ist auch für die Handelskammer wichtig, die die Messe unterstützt. „Es soll auch eine Gelegenheit für die ansässigen Unternehmen sein, sich zu präsentieren“, betont Geschäftsführer Dr. Jens Schröder.

Wenn das Konzept aufgeht, soll die „Mittelstand online“ in Zukunft jährlich stattfinden. Bundesweit gibt es bereits ähnliche Veranstaltungen, die gut angenommen wurden – kein Wunder, denn Bedarf scheint es zu geben. Nach Angaben des Deutschen Industrie und Handelstages nutzen nur etwa 20 Prozent der deutschen Betriebe die Möglichkeiten des e-commerce aus und betreiben beispielsweise online-banking. Unterschiede gibt es dabei gerade bei der Größe der Betriebe. „Die großen Unternehmen sind die Vorreiter, während kleinere Firmen noch hinterherhinken“, weiß Schröder.

Aber ist wirklich für jeden Klempner eine Präsentation im weltweiten Netz sinnvoll? Wer ordert schließlich schon per email die passenden Rohre und Reparaturen? Im Gegensatz zum Markenfernseher, wo es ziemlich egal ist, ob man den beim Elektronikfachhandel oder unter primus-online kauft, ist der Handwerker immer noch Vertrauenssache, meint auch Hans Meyer-Heye, Hauptgeschäftsführer der Bremer Handwerkskammer.

Inzwischen versucht man aber auch dort gegenzusteuern und e-commerce an die Handwerker zu bringen. Mit Finanzspritzen aus dem Wirtschaftsressorts wurde zum Beispiel ein Multi-Media-Raum eingerichtet. Außerdem sind im Internetauftritt der Kammer auch alle homepages des Bremer Handwerks aufgelistet. „Viel sind das noch nicht“, gibt Meyer-Heye zu. Gerade mal zehn bis 15 Prozent der Bremer Handwerksbetriebe haben eine website.

„Im Moment bringt das einfach noch nicht sehr viel“, weiß Meyer-Heye. Aber mittelfristig könnte es ein Nachteil sein, wenn die Betriebe nicht „drin“ sind. Im europäischen Vergleich zum Beispiel liegt Deutschland immer noch im oberen Mittelfeld, schätzt die Handelskammer. Allerdings hinter kleineren Staaten wie den Niederlanden und Finnland, aber doch noch vor Frankreich und Italien. Für Geschäftsführer Schröder ist das ein gutes Zeichen: „Den Anschluss haben wir jedenfalls noch nicht verloren.“

Bodil Elstner

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