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Shootout in the Wolfgang-Meyer-Stadion

■ HSV-Frauen vor Heimspieldebüt in der Bundesliga. Das erste Saisonspiel ging mit 0:5 verloren. Zwei Spielerinnen aus den USA sollen solche Ergebnisse künftighin verhindern

Was in dieser Fußball-Saison für den FC St. Pauli gilt, trifft auch auf die Frauen des HSV zu. Drinnebleiben heißt die Devise, und gemeint ist die Bundesliga. Heilfroh ist der Aufsteiger wieder erstklassig zu sein. „Mehr Libero als Torwart“ hatte Claudia van Lankern in der HSV-dominierten Regionalliga letzte Saison gespielt. „Gab ja nix zu tun.“ Letzten Sonntag jedoch, beim Bundesligaauftakt in Brauweil, durfte die dreimalige Nationalspielerin gleich fünfmal hinter sich greifen, während der HSV-Sturm leer ausging. „Eine Lehrstunde“, so die Torfrau.

Damit van Lankern nicht das gleiche Schicksal ereilt wie ihre Vorgängerin im Jahr 1998 (diese kassierte insgesamt 78 Tore und stieg mit dem HSV ab), wurde erstmals in nichteuropäisches Talent investiert. Aus dem Land, in dem die berühmteste Kickerin eine eigene Barbie-Kollektion hat, lotste Coach und Ex-St. Paulianer Andrew Pfennig die Amerikanerinnen Tracy Deeter von der Eastern Michigan University in Ypsilanti und Diane Kazer von den California Storm in Sacramento, beide 22, an die Elbe.

Libero Deeter trägt eine Goldkette mit der Nummer 8 (ihre Stamm-Trikotnummer), auf der Rückseite ihres T-Shirts steht die 6, beim HSV wird sie wohl mit der Nummer 3 grätschen. Fußball spielt sie seit dem Kindergarten. Rote Karten? Nie. Kazer hat in ihrer Karriere davon immerhin deren drei gesammelt. Agressivität (auf dem Platz) komme von Determination, sagt die defensive Mittelfeldspielerin und Bankkauffrau. Es war die Gelegenheit, Spaß zu haben, Europa kennenzulernen und natürlich zu kicken – und sie haben sie ergriffen.

Einziges Problem: Der US-Verband hat sie noch nicht freigestellt. So werden sie wohl auch am Sonntag im ersten Heimspiel gegen den FSV Frankfurt im Wolfgang-Meyer-Stadion um 14 Uhr noch nicht auflaufen.

Anders als ihre Teamkolleginnen haben Kazer und Deeter keinen Vertragsamateurstatus, ihnen wird anstatt des üblichen Mindestsatzes ein Gehalt vom HSV bezahlt. Nicht nur an dieser Maßnahme läßt sich die wachsende Unterstützung im Gesamtclub für die HSV-Frauen ablesen. Stolze 320.000 Mark soll der Etat betragen, davon sind 120.000 Mark durch Fernsehgelder gesichert. Den Rest will der HSV- Vermarkter UFA durch Sponsoren decken. Bislang war das Klinken putzen jedoch erfolglos, selbst ein Trikotsponsor lässt auf sich warten.

Mittels eines Mehrjahresplans des DFB soll die Frauen-Bundesliga endlich aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden. Mit dem Rückenwind der erfolgreichen Europameisterschaft sollen Liga und Sport professionalisiert werden, attraktiver werden für Zuschauer, Medien und Sponsoren. Dies gilt besonders für kleine Vereine wie den FFC Brauweiler Pulheim 2000, der nicht über die Unterstützung und Infrastruktur eines Großvereins wie der HSV verfügt.

„Da kommst du nach vier Stunden Fahrt in Brauweil an und musst dringend aufs Klo“, erzählt der HSV-Abteilungsvorsitzende Gerd Hein, „findest aber nirgendwo eins, bis dir jemand einen Schlüssel in die Hand drückt und dich quer über die Straße schickt. Das ist nicht professionell.“

Allerdings professionell genug, um die jungen HSV-Damen – ohne amerikanische Defensivverstärkung – mit 5:0 nach Hause zu schicken. Mike Liem

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