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Der Sünder soll büßen

Gewerkschaft fordert Steffel zum Rücktritt auf, falls ein Bericht über diskriminierende Äußerungen zutrifft. Steffel dementiert, „Max“ stellt Interview ins Internet. Die CDU spricht von SPD-Kampagne

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Der Bericht über angeblich diskriminierende sowie fremdenfeindliche Äußerungen des CDU-Spitzenkandidaten Frank Steffel in der Illustrierten Max hat gestern erste Rücktrittsforderungen des Politikers nach sich gezogen. Sowohl der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) als auch dessen Landesverband Berlin-Brandenburg erklärten, dass Steffel für das Amt des Regierenden Bürgermeisters ungeeignet sei, sollten sich die Vorwürfe bestätigen. Auch Gregor Gysi, Spitzenkandidat der PDS im Wahlkampf, forderte von Steffel dessen volle Verantwortung für die geäußerten Behauptungen.

Das Magazin hatte berichtet, der CDU-Politiker habe in einem Interview Bemerkungen ehemaliger Mitschüler, als Pennäler Kraftausdrücke gegen Schwarze, Behinderte und Türken verwendet zu haben, nicht ausgeräumt oder bestritten. Steffel wies gestern diese Darstellung zurück. Der Max-Bericht sei „schlichtweg falsch“, er habe Passagen des Textes nicht autorisiert und halte diesen für eine „Kampagne gegen meine Person“. Max hat mittlerweile den Originalton des Interviews ins Netz gestellt.

Nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden des DGB-Landesverbandes Berlin-Brandenburg, Bernd Rissmann, müsse Steffel nicht nur auf seine Kandidatur für das Rote Rathaus verzichten, sondern auch sein Mandat als Abgeordneter niederlegen, wenn sich die Behauptungen als zutreffend erwiesen.

Kritisch bewerteten auch die PDS sowie die Grünen Steffels Haltung zu seinen „Jugendsünden“. Gregor Gysi und der grüne Justizsenator Wolfgang Wieland sagten, der Umgang Steffels im Streit um seine Äußerungen sei bedenklich. Steffel müsse dazu stehen und Verantwortung übernehmen, statt zu lavieren, sagte Wieland. Nach Ansicht Gysis seien die „Äußerungen scharf zu verurteilen“. Gysi: „Wir räumen uns selbst Entwicklungsmöglichkeiten ein, die wir daher auch anderen einräumen.“

Die CDU-Landespartei strickt derweil an einer Dolchstoßlegende. CDU-Wahlkampfleiter Volker Liepelt beschuldigte gestern die SPD, die Kampagne gezielt gegen Steffel inszeniert zu haben. Liepelt forderte die Sozialdemokraten auf, sofort die „Schlammschlacht“ gegen Steffel zu beenden. Die Union spioniere auch nicht in der Pubertät von heutigen Politikern herum. Vera Lengsfeld, CDU-Abgeordnete im Bundestag, verglich die Max-Beschuldigungen mit der „rufschädigenden“ Berichterstattung im Fall Sebnitz.

Anja Sprogies, Sprecherin des SPD-Landesverbandes, wies die Liepelt-Beschuldigungen als „unglaublichen Vorgang“ zurück. Die SPD führe einen fairen Wahlkampf, so Sprogies.

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